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Ostdeutsche Schüler sind besser in Mathe und in den Naturwissenschaften. Das ist keine Zauberei, sondern eine Folge des besseren Unterrichts.

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Ländervergleich: Besser-Ossis und Schlechter-Wessis

Die ostdeutschen Neuntklässler sind den westdeutschen deutlich in den Naturwissenschaften und in Mathematik voraus. Die Studie zeigt: Schwache Schülerleistungen sind kein Schicksal, sondern hängen von der Qualität des Unterrichts ab.

Viele ehemalige DDR-Bürger haben das schon immer geglaubt: In den Naturwissenschaften und in Mathematik war die ostdeutsche Schule der westdeutschen überlegen. Jetzt beweist der Ländervergleich: Das stimmt. Die ostdeutschen Neuntklässler sind den westdeutschen deutlich voraus, allein die Musterschüler aus Bayern und Rheinland-Pfalz können mit den Ossis mithalten. Und das, obwohl die Wende schon über zwanzig Jahre zurückliegt.

Was genau im Osten anders läuft, können die Schulforscher nicht sagen. Sie deuten an, dass die Schulen dort den Naturwissenschaften und Mathematik im Unterricht weiterhin jene hohe Bedeutung zumessen, die die Fächer schon in der DDR hatten. Der Anteil am Unterricht liegt in der Regel über den Mindestvorgaben der Kultusministerien. Das, kombiniert mit guter Didaktik, führt zu guten Ergebnissen, sagen die Wissenschaftler. Ob die Lehrerausbildung im Westen sich etwas aus der DDR abgucken kann, bleibt offen.

An der Qualität des Unterrichts lässt sich arbeiten - zum Beispiel mit mehr Fortbildungen

Trotz solcher blinder Flecken kann der aktuelle Befund die Schulreformen stimulieren. Denn er führt ein weiteres Mal vor Augen, dass schwache Schülerleistungen kein Schicksal sind. Sie hängen nämlich in erheblichem Maße von der Qualität des Unterrichts ab – und hieran lässt sich arbeiten.

An einem hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund liegt es nicht

Die Schulstruktur und die soziale Zusammensetzung der Schüler können die Anstrengungen erleichtern oder erschweren. Aber entscheidend sind sie nicht. Darum können Bayern und Rheinland-Pfalz auch bei einem Anteil von 25 Prozent Schülern mit Migrationshintergrund in der Spitzengruppe mithalten. Und darum auch schnitten die in Mathematik und den Naturwissenschaften so erfolgreichen Neuntklässler im Osten im Jahr 2009 unterdurchschnittlich beim Ländertest in Englisch ab: Es fehlte schlicht an gut qualifizierten Lehrern.

Schwacher Unterricht findet aber überall in Deutschland statt. Vielfach müssen Lehrer Fächer unterrichten, die sie nicht studiert haben. Schüler, die in Mathe fachfremd unterrichtet wurden, liegen zwei Drittel eines Schuljahrs hinter den anderen zurück.

Leider haben der Studie nach ausgerechnet die fachfremd unterrichtenden Lehrer die geringste Neigung, an Fortbildungen teilzunehmen. Die Ländergesetze schreiben Fortbildungen zwar vor. Aber alles Weitere bleibt den Lehrern überlassen, auch in Berlins neuem Lehrerbildungsgesetz, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Für die Finanzminister ist das bequem. Die Fortbildung wäre richtig teuer, würde man sie so konsequent und umfassend betreiben wie bei den Ärzten.

„In Mathe bin ich Deko“, stand auf einem T-Shirt, das es bis vor kurzem beim Otto-Versand zu kaufen gab. Selbstironische matheschwache Neuntklässler aus dem Westen könnten es anziehen, wenn sie zu befreundeten eggheads in den Osten fahren. Gedacht hatte Otto es aber für Mädchen. Sie sollten sich selbst damit kokett eine geschlechtertypische Doofheit in Mathe unterstellen. Bei den Mädchen ist es in Mathe aber wie bei den Wessis oder bei den Schülern mit Migrationshintergrund, wie die Studie zeigt: Die Gene sind nicht Schuld. Es ist für alle noch Luft nach oben.

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