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Meinung: Land ohne Perspektiven

Es kommt vor, dass Menschen einen bedenklichen Sachverhalt richtig beschreiben, dessen Ursachen aber nur zum Teil erkennen oder aussprechen. Das ist jetzt dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) so gegangen.

Es kommt vor, dass Menschen einen bedenklichen Sachverhalt richtig beschreiben, dessen Ursachen aber nur zum Teil erkennen oder aussprechen. Das ist jetzt dem Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) so gegangen. In der Zeitung „Die Welt“ beklagte Ludwig Georg Braun, dass im vergangenen Jahr 145 000, überwiegend junge, Deutsche ausgewandert seien. Er machte hohe Steuern und Sozialabgaben dafür verantwortlich, einen nahezu undurchlässigen Arbeitsmarkt und „Defizite in der Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur“, was immer das heißt. Er erwähnte nicht, dass durch staatliche Sanktionen in Deutschland ganze Forschungsbereiche wie die Kernenergie oder die Biotechnologie für junge Wissenschaftler uninteressant werden. Er verschwieg vor allem das Wichtigste: Junge Menschen verlassen in Scharen dieses Land, weil es keine Arbeit für sie gibt und weil ein Job im Ausland allemal besser ist als Hartz IV in Mecklenburg-Vorpommern. Deutschland ist für viele ein Land ohne Perspektive auf dem Arbeitsmarkt geworden – das ist die ganze Wahrheit. apz

Diskussion zum Thema unter: www.tagesspiegel.de/auswanderung

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