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Landtagswahlen: Schwarzer Versuch

Die CDU nach den Wahlen: Wo andere verlieren, muss Merkel regieren.

Wahlabende, Qualabende. Die CDU-Bundesvorsitzende, die Bundeskanzlerin Angela Merkel im Nebenberuf ja auch noch ist, kann nicht befreit jubeln. Denn ihre Partei muss kämpfen, um ihre vielen Strömungen zusammenzuführen, damit sie den Status als Volkspartei halten oder womöglich sogar einmal stärker als die SPD werden kann. Da ist die Lage schwieriger, als es gerade den Anschein hat.

Nehmen wir Roland Koch. Der ist der letzte Vertreter, große Vertreter, der konservativen Strömung, der, die sich mit Namen wie Alfred Dregger, Manfred Kanther, Jörg Schönbohm verbunden hat. Die waren kantig noch dazu, und das hat Koch jetzt auch zu sein versucht. Nur gelungen ist es nicht, weil er einen Wahlkampf unter Niveau geführt, unterphilosophiert, unintellektuell, nicht inspirierend, aufregend nur in des Wortes schlechtem Sinn. Es war ein Wahlkampf wie vor 20, 30 Jahren. Nur funktioniert das jetzt eben nicht mehr, weil Deutschland mit der Vereinigung anders geworden ist. Die Toleranzgrenze hat sich verschoben.

Christian Wulff hat zwar gesiegt, aber nur für sich und nicht für eine der Strömungen. Seine Liberalität ist eine des Habitus. Sein Wahlkampf war ohne klare Kante. Das ging in Niedersachsen, weil die SPD dort ein Torso ist, so schwach, dass der alte Schumacher im Grab rotieren wird und Schröder in Hannover daheim wüten; was er einst mühevoll aufgebaut hat, ist verloren. Im Bund aber wartet nicht ein Jüttner, sondern Beck, der Brutale.

Ja, Merkel wird sich die einzelnen Gewichte anschauen und feststellen, dass sie geringer sind als vorher. Das nutzt dem Ganzen wenig, diese Rechnung ist einfach. Also muss sie ihr Gewicht stärken, muss sie umso mehr führen, Autorität gewinnen. Das ist die Herausforderung der Stunde an sie. Inhaltlich gemeint.

Merkels „Aufstellung“, wie man so schön sagt, muss breiter werden, sie muss mehr denn je vom Konservativen über das Soziale bis hin zum Liberalen alles repräsentieren. Nicht beliebig, sondern an einzelnen Beispielen nachvollziehbar. Nicht gleichgewichtig, aber doch fein austariert. Nicht durch autoritäres Gehabe, aber durch autoritative Initiative.

Angefangen hat Merkel damit schon, wohlgemerkt, indem sie Kochs Wahlkampf unterstützt hat. Das mag ihr in der SPD übel genommen werden, bei den Konservativen in der CDU hinter Koch nicht. Und draußen im Lande gibt es davon auch noch ein paar.

Interessant sind für Merkels Zukunftsberechnung noch zwei weitere Posten. Einmal ist Wulff inhaltlich eher belanglos, so dass eine liberal-soziale Vorrangstellung in der CDU an Jürgen Rüttgers, den NRW-Ministerpräsidenten, übergehen könnte. Was heißt, dass die CDU-Chefin ihn von jetzt an in allem, was er tut, sehr ernst nehmen muss.

Zweitens, dass die CSU in Bayern bei ihrer künftigen Wahl nur wenige Prozent an die SPD von ihrem Traumergebnis beim vergangenen Mal einbüßen muss, und der Bundespräsident wird eine Variable. Will heißen, die SPD könnte über das Amt verfügen. Und man weiß ja: Darüber können neue Koalitionen zustande kommen.

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