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Meinung: „Lassen wir die Konfrontation hinter uns“

Er trägt noch immer den gleichen Schnurrbart wie damals. Ansonsten ist vom wilden Revolutionär nicht mehr viel übrig geblieben.

Er trägt noch immer den gleichen Schnurrbart wie damals. Ansonsten ist vom wilden Revolutionär nicht mehr viel übrig geblieben. Das Schwarz-Rot der sandinistischen Revolution hat Daniel Ortega durch ein freundlicheres Rosa-Pink ersetzt, statt Marx predigt er heute Jesus und will Investitionen fördern, statt der kriegerischen Sandinistenhymne läuft John Lennons „Give peace a chance“, statt Kampfanzug trägt er Jeans und legere Hemden. Jetzt steht er nach ersten Teilauszählungen vor dem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen in Nicaragua.

Mit der katholischen Kirche hat er ebenso Frieden geschlossen wie mit seinen Erzfeinden der Contra-Guerilla, dafür verfolgt er Dissidenten aus den eigenen Reihen mit unnachgiebiger Härte. Die Mehrzahl der nicaraguanischen Wähler ist heute zu jung, um sich an den früheren Ortega und die Bürgerkriegszeiten zu erinnern, sie kennen nur die aktuelle Misere. Für sie ist Ortega Hoffnungsträger auf eine bessere Zukunft.

All das sei nur ein oberflächlicher Wandel, um an die Macht zu kommen, behaupten US-Diplomaten, für die Ortega weiterhin ein rotes Tuch ist. „Er hat sich nicht verändert, er ist nur verkleidet“, behauptet sein rechter Konkurrent Eduardo Montealegre. Und auch Washingtons Gegenspieler in Lateinamerika, Venezuelas Staatschef Hugo Chavez, glaubt, dass Ortega im Grunde ein linker Revolutionär geblieben ist und verspricht Erdöl und tatkräftige Unterstützung im Falle eines Wahlsiegs.

Geboren wurde Ortega am 11. November 1945 als Sohn eines Schuhmachers. Als Jurastudent trat er der Guerilla bei und stand bald an der Spitze der Aufstandsbewegung der Sandinisten. Bis heute pflegt er eine Freundschaft mit dem schwer kranken Fidel Castro. 1979 war er einer der Führer des Umsturzes, schon bald entwickelte er sich zur zentralen Figur der Revolutionsregierung. 1984 gewann er die Präsidentschaftswahl. Sechs Jahre später jedoch war die Revolution durch die US-Intervention mittels der Contra-Rebellen und wegen interner Misswirtschaft am Ende, Ortega musste die Macht abgeben.

Seit 16 Jahren träumte er von einem Comeback – und wurde dabei von seiner Frau unterstützt, der Poetin Rosario Murillo, mit der er sieben Kinder hat. Nach Jahren des Konkubinats entschlossen die beiden sich kürzlich zur Heirat und erbaten den Segen des Kardinals Obando y Bravo, eines langjährigen Gegners der Sandinisten. Auch das ein Signal für die „neue Ära der Aussöhnung“.

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