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Meinung: Leben ist Bio

Es gibt Nachrichten, die kommen ganz harmlos daher, dabei heißen sie eigentlich viel kürzer: „Ätsch!“ Ätsch, im Weizen vom Naturkostladen sind auch genmanipulierte Körner drin.

Es gibt Nachrichten, die kommen ganz harmlos daher, dabei heißen sie eigentlich viel kürzer: „Ätsch!“ Ätsch, im Weizen vom Naturkostladen sind auch genmanipulierte Körner drin. Ätsch, erstmals BSE beim freilaufenden Rind. Oder auch wie gerade jetzt: Freilandeier enthalten mehr Dioxin als BatterieEier. Nochmal ätsch! Die Biolatschenträger, die uns das 99-Cent-Kotelett vermiesen wollen, haben endlich auch ein Problem und sollten sich was schämen. Sollten sie vielleicht. Dann nämlich, wenn sie wirklich glauben – oder gar anderen weismachen – sollten, Ökoanbau sei eine Ersatzreligion, eine Art Selbsterlösungslehre nach der Devise: Iss Bio und du wirst nie mehr ernsthaft krank und stirbst mit 120. Auch Biobauern säen und melken nicht im Nirwana, sondern mitten auf diesem Planeten, dem gut 150 Jahre Industrialisierung und ein paar Sünden davor ziemlich viel Schwermetall im Boden und nicht nur saubere Luft hinterlassen haben. Ökokonsumenten, die ihre fünf Sinne beisammen haben, sind deswegen keine Endzeitsekte. Sie entscheiden sich bei jedem Einkauf politisch: gegen Massentierhaltung, eine überproduktive Agrarindustrie und Firmen, die die Bauern der Dritten Welt durch Genpatente enteignen. Vielleicht sind sie auch Feinschmecker, denen ein Saltimbocca vom glücklichen Kalb nicht nur das Gewissen erleichtert, sondern auch besser schmeckt als das von einem schnell hochgemästeten armen Vieh. Öko ist vielleicht ganz anders als man glaubt. Ätsch.ade

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