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LEICHTS Sinn: Stoiber war besser …

… als seine Nachfolger – und Vorgänger. Manchmal ist man erst hinterher schlauer.

Angesichts des bayerischen Wahlergebnisses fragt man sich: Hat es sich dafür gelohnt, Edmund Stoiber in die Wüste zu schicken? Gewiss, auch Stoiber hätte der CSU dieses Mal weniger Stimmanteile eingefahren als beim vorigen Mal – aber niemals so wenige.

Natürlich ist man hinterher immer schlauer. Als Stoiber gestürzt wurde, waren seine gröbsten Fehler schon begangen worden, während die Pannen und Patzer eines Erwin Huber und eines Günther Beckstein noch in näherer Ferne lagen. Außerdem weiß man nicht, welche Böcke Stoiber bei einem längeren Verbleib im Amt noch geschossen haben würde. Nur haben Huber und Beckstein noch nicht einmal einen richtigen Bock geschossen.

Doch dies alles ist Wasser über dem Deich. Deshalb kann man jetzt ohne Zorn und Eifer zu einem gelassenen Urteil kommen: Edmund Stoiber war der beste Ministerpräsident, den Bayern in der Nachkriegszeit hatte – selbst dann, wenn man seine populistischen Scharfmachereien und alle andere Kritik im Gedächtnis behält. In seinen 14 Amtsjahren und seinen sechs Jahren als Majordomus in der Strauß’schen Staatskanzlei von 1982 bis 1988 hat er maßgeblich jene Modernisierung Bayerns vorangebracht, die in dem Slogan „Laptop und Lederhose“ ihren genuinen Ausdruck gefunden hatte.

Franz Josef Strauß war sicherlich der ultimative Parteivorsitzende der CSU gewesen, aber als Ministerpräsident hat er zwischen 1978 und 1988 Mal um Mal Stimmanteile verloren. Als Stoiber schließlich selber in die Staatskanzlei einzog, räumte er – ein enormer Pluspunkt! – rabiat mit den Strauß’schen Spezl-Strukturen auf. Stoiber wollte zwar zwanghaft immer der Beste sein und machte viele seiner Fehler aus purer Angst, Fehler zu machen. Aber neben dem „blonden Fallbeil“ existierte auch jener Politiker, mit dem man nachdenkliche und intellektuell informierte Gespräche führen konnte. – Wir erinnern uns: Bayern hatte im Anfang des 19. Jahrhunderts einen eminenten Reformer als leitenden Staatsmann – Maximilian von Montgelas. Man sagt bisweilen, dass noch heute die bayerische Staatsverwaltung, so konservativ sie sein mag, von dessen Geist der Sachlichkeit durchweht sei, ungeachtet der parteipolitischen Verkrümmung unter Strauß. Man griffe bestimmt zu hoch, Stoiber mit Montgelas direkt zu vergleichen. Aber auf einer Skala, die vom skrupelarmen Strauß’schen Machtgebrauch bis zum Reformrationalismus eines Montgelas reicht, rangierte Stoiber eher in der Nähe des Letzteren.

Und am Ende war es ja gerade Stoibers überaus ehrgeiziger, fast eifernder Reformrationalismus, der ihn seinen Wählern und Funktionären entfremdete. Dass er aber seinem Land eindrucksvoll gedient hat, lässt sich nicht bestreiten. Mancher erkennt erst an den Nachfolgern das Format.

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