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Meinung: Leitkultur: Denn sie wissen nicht was sie wollen

Katastrophen sind, wie man weiß, in der Regel nicht geplant. Dass auch Erfolge häufig dem Zufall geschuldet sind, ist zwar bekannt, aber welcher Erfolgreiche möchte dies schon eingestehen?

Katastrophen sind, wie man weiß, in der Regel nicht geplant. Dass auch Erfolge häufig dem Zufall geschuldet sind, ist zwar bekannt, aber welcher Erfolgreiche möchte dies schon eingestehen? Friedrich Merz zum Beispiel. Auf die Idee mit seiner "Leitkultur" ist er in der Stunde politischer Not gekommen. Nun erweist sie sich als der politische Renner der Saison. Und das zu Recht. Was die Grünen nicht geschafft haben, dem CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden ist es gelungen: Die politische Öffentlichkeit debattiert über das Einwanderungsland Deutschland. Endlich beginnt die längst fällige Debatte über Integration ernst zu werden.

Und was machen die Grünen? Sie eiern. An einem Tag legt ihre Vorsitzende Renate Künast den alten Traditionswimpel der "mulitikulturellen Gesellschaft" mal eben neben der Mülltonne ab; am nächsten Tag holt sie ihn wieder herein und stellt ihn wenigstens in den Partykeller der Parteizentrale.

Da sind Merz und seine CDU anders gestrickt: Ein bisschen gewackelt haben sie im ersten Gegenwind zwar auch, aber nun bleiben sie dabei.

Aber Erfolg hat nur, wer an sich glaubt. Die Grünen sind in ihrer Sehnsucht nach Erfolg von Selbstzweifeln zerfressen. Toll, hätte die grüne Parteichefin sagen können. Endlich ist die CDU im Einwanderungsland Deutschland angekommen. Denn wozu brauchte es eine "Leitkultur", wenn da nicht viele Kulturen wären, oder anders: Wenn wir nicht in einer multikulturellen Gesellschaft lebten. Klar, weil das so ist, muss es Maßstäbe, muss es Regeln geben, damit die Kulturen friedlich miteinander auskommen können, gerade wenn sie immer wieder im Streit miteinander liegen. Das hätte Künast sagen können.Sie hat gekniffen, hat sich vom politischen Gegner die Ebene des Diskurses aufzwingen lassen. Gegen "Leitkultur" setzte sie "Leitlinie". Wenn es doch nur unoriginell wäre. Sie ist verzagt, wie immer, wenn es darum geht, mit Traditionen ihrer Parteigeschichte umzugehen. Dass ihre Ideen auf diese Weise die Massen ergreifen und Wählerstimmen werden könnten - keine Rede davon. Vielleicht ist die neue Grünenführung besser als die alte. Der mal eben hingeworfene Abschied von "Multikulti" wirft allerdings die Frage auf, ob sie mit den Profis der anderen Parteien mithalten kann. Aber manchmal erhöht ein Fehltritt zur rechten Zeit die Lernfähigkeit. Siehe Friedrich Merz.

Thomas Kröter

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