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LESERBRIEFE: LESERBRIEFE

Aufwachen! Der Sonntagsessay von Tissy Bruns („Die Welt ist aus den Fugen“, Tagesspiegel vom 21.

Aufwachen!

Der Sonntagsessay von Tissy Bruns („Die Welt ist aus den Fugen“, Tagesspiegel vom 21. August 2011) hat viele Leser bewegt und erregt.

Selten liest oder hört man so klare Worte zu dem, was sich in der Politik abspielt. Wohin aber führt uns das, was wir erleben? Aus Gier werden der soziale Friede und viele Errungenschaften gefährdet. Wie kann man die Politiker dazu zwingen, zum Wohle der Bevölkerung zu handeln, was ja alle Amtsträger bei ihrem Amtsantritt auch beeidet haben? Es ist ein höchst verantwortungsloses Handeln der Politik.

Klaus Werblow, Berlin

Lange habe ich darauf gewartet, dass eine gewichtige journalistische Stimme den bedenklichen Zustand, in den unsere Gesellschaft im Verdrängungskampf zwischen Politik und Ökonomie geraten ist, so präzise und ungeschminkt benennt. Dabei ist es letztlich egal, ob man Euro-Bonds gut findet oder nicht, auch, ob man es für nützlich und solidarisch hält, Griechenland und die anderen finanziellen Komapatienten zu stützen, oder ob man an der Maastricht-Prämisse festhält, dass Euro-Land keine Transferunion ist.

Allein der Umstand, dass die tagtäglich per Eilmeldung mitgeteilten Befindlichkeiten der „Märkte“ zur Richtschnur des politischen Handelns geworden sind, macht deutlich, dass viele politischen Entscheidungsträger entweder ökonomisch inkompetent sind oder aber – und das ist schlimmer – nicht mehr in ausreichendem Maße über das nötige verfassungspolitische Verständnis des Verhältnisses von Staat zu Wirtschaft und Gesellschaft verfügen.

Der Verfasserin ist auch dafür zu danken, dass sie sich auf die Analyse der Markthysterie konzentriert und darauf verzichtet, Rezepte anzubieten. Es kommt nämlich darauf an, den Wahnsinn der aktuellen politisch-ökonomischen Entwicklungen erst einmal zu begreifen. Denn jeder Mitbürger steht zunächst vor der Wahl, diese Vorgänge entweder bloß resignierend mit dem Gefühl von Ohnmacht und Wut wahrzunehmen, oder sich zu fragen, ob womöglich die eigenen Geistesgaben für das Durchschauen dieser Mechanismen nicht mehr ausreichen. Ich habe bis vor kurzem geglaubt, so ungefähr zu wissen, wozu Börsenhandel wichtig und nützlich ist; neuerdings bin ich mir dessen nicht mehr sicher.

Manfred Ullrich, Berlin

Wenn wir zum x-ten Mal die unergründliche Geistes- und Handlungsbeschränktheit politischer Staatenlenker zu angeblichen Lösungen der Finanzkrise vorgesetzt bekommen, wenn mittlerweile der unpolitischste Bürger erkennt, wie gewählte Volksvertreter auf elegante und natürlich immer höfliche Art täuschen, vertuschen, lügen und intrigieren, dann wird es hohe Zeit für eine postdemokratische Erneuerung!

Udo Küppers, Bremen

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