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Meinung: Allein verlassen

Zur Berichterstattung zu den geplanten Schaltergebühren bei der Bahn Man stelle sich vor: Ein Warenhaus fordert Eintritt, Gebühr für das Kassieren, Gebühr für die Klimatisierung, Gebühr für die Nutzung der Rolltreppe etc. Eigentlich unvorstellbar, oder?

Zur Berichterstattung zu den geplanten Schaltergebühren bei der Bahn

Man stelle sich vor: Ein Warenhaus fordert Eintritt, Gebühr für das Kassieren, Gebühr für die Klimatisierung, Gebühr für die Nutzung der Rolltreppe etc. Eigentlich unvorstellbar, oder? Man kann lange und viel über das Gebaren der Bahn diskutieren, das Kernproblem ist, dass es sich hierbei um einen Monopolisten handelt. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um einen Staats- oder einen privatwirtschaftlichen Monopolisten handelt, wobei das Zweite noch schlimmer ist als das Erste. Mit einer Flut von Gesetzen kann man das sicher nicht in den Griff bekommen. Hier gibt es eigentlich nur eine Abhilfe: den (fairen) Wettbewerb, den Herr Mehdorn ja bis heute dank seiner Beziehungen politisch erfolgreich verhindert. Das heißt: Schiene und Sicherheit beim Staat, Beförderungswettbewerb bei Privatunternehmen. Ob das allerdings bei dem ach so naiven Herrn Tiefensee möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Das bis heute einzige positiv anzuführende Beispiel der Zerschlagung eines Monopols ist der Telekommunikationsbereich der ehemaligen Deutschen Bundespost. Die hier unglaublich hohen Stellenreduzierungen gehen mit Sicherheit nicht nur auf das Konto des Wettbewerbs. Hier kann man sehen, wie sich ein Monopolist dank fehlender Konkurrenz und politisch gesetzlicher Fürsorge (personal)kostenmäßig aufgeblasen hatte. Zulasten der Kunden, die die Gebühren zu zahlen hatten. Und den Nutzen haben heute die Kunden, auch ohne Staat und Gesetz. Also hoffen wir weiter auf Brüssel und 2010, unsere Politik scheint zu solchen Entscheidungen nicht mehr fähig.

Joachim Beckers, Berlin-Wilmersdorf

Das Verhalten der Deutschen Bahn, einen Kostenaufschlag beim persönlichen Kauf am Schalter einzufügen, liegt im allgemeinen Trend führender Unternehmen, Servicekosten und Dienstleistungen immer mehr auf den Bürger zu verlagern. Das hilft Arbeitskräfte einzusparen. Nebenbei verschwindet der direkte persönliche Kontakt. Dieses Verhalten entwertet die menschliche Arbeit am Kunden und schafft Distanz. Der Mensch wird als Kostenfaktor erlebt, zum Automaten durchgereicht und allein verlassen.

Rainer Sporer, Berlin-Mariendorf

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