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Meinung: Atomkraft nicht pauschal verteufeln

„Kernenergie – alte Kraft, neuer Geist“ von Ursula Weidenfeld vom 24. Juli Endlich wird zum Thema Kernkraft auch einmal die andere Seite der Medaille gezeigt.

„Kernenergie – alte Kraft, neuer Geist“

von Ursula Weidenfeld vom 24. Juli

Endlich wird zum Thema Kernkraft auch einmal die andere Seite der Medaille gezeigt. Die Autorin hat völlig recht, wenn sie schreibt, dass das öffentliche Klima geprägt ist von der Antiatomkraftgeneration, die in den Führungsämtern Deutschlands sitzt. Die Vorfälle in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel muss man ernst nehmen, keine Frage. Aber die zuständigen Behörden und Politiker sollten sich besinnen und das Ganze endlich ideologiefrei analysieren. Die Kernkraft pauschal zu verteufeln, ist sicher der falsche Weg!

Hagen Schneider, Berlin-Lichtenberg

Die CO2-Emissionen eines Akw betragen derzeit etwa 34 Gramm pro Kilowattstunde, wenn der Energieaufwand bei der Förderung und Anreicherung des Urans, beim Bau und Abriss des Reaktors etc. mit einberechnet wird. Da die Uranreserven stetig knapper werden, wird es immer mehr Energie kosten, es zu fördern. Beachtet man nun noch den sehr schlechten Wirkungsgrad von Atomreaktoren, die völlig ungelöste Frage der Entsorgung und das Risiko, das Atomkraftwerke als mögliches Ziel terroristischer Anschläge darstellen, entpuppt sich ein „Zurück zur Kernenergie“ als ausgesprochen unklug.

Severin Zillich, Berlin-Prenzlauer Berg

Die Kraftwerke in Deutschland stehen in wesentlich dichter besiedeltem Gebiet, als das in Tschernobyl, und damals gab es bereits (zugegebene) 3000 Tote und viel mehr verschwiegene verstrahlte Überlebende. In Deutschland müsste man wohl eher zwei Zehnerpotenzen mehr ansetzen, insbesondere, wenn es nicht „nur“ um menschliches Versagen sondern um vorsätzliches Handeln geht. Wer das Preisargument vorbringen will, sollte auch darüber reden, wer denn im Fall des Falles die Zeche bezahlen soll. Das wären dann jene, die eher nichts von der für die Großabnehmer dank Großkundenrabatten billigen Energie hätten. Und wenn dann noch vernünftigerweise eine Absicherung der Lager der Abfälle in den nächsten rund 50 000 bis 100 000 Jahren und eine Versicherung für Schäden durch die Abfälle im gleichen Zeitraum ab sofort vorgeschrieben würden, wären auch die Energieerzeuger nicht mehr an Kernenergie interessiert.

Wir wollen doch nicht vergessen, dass der Müll in einem Material eingelagert werden soll, das in primitiven Gesellschaften buchstäblich mit Gold aufgewogen wurde, und die Geschichte hat ja mehr als einmal gezeigt, was auf Hochkulturen folgte. Schon nach nicht einmal 5 000 Jahren kann man alte Texte nicht mehr lesen, und nun sollen Nuklearabfälle über Jahrzehntausende sicher verwahrt sein? Ein kleines Gedankenspiel zur Verdeutlichung: Eine Forschergruppe stoße in Südamerika auf ein altes Grab mit einer vergoldeten Inschrift, die vor der Störung der bestatteten Toten warnt, deren Zorn tödlich sei. Ein Verschluss mit Gold lässt immer auf Schätze hoffen. Leider kann niemand mehr den Text lesen, und niemand kommt auf die Idee, dass es sich um eine durch Viren oder Sporen verbreitete Krankheit handelt. Bei einer Inkubationszeit von vielleicht zwei Wochen könnte sich die Erkrankung fast weltweit verbreiten …

So, wie früher radioaktive Strahlung quasi als Allheilmittel betrachtet wurde, bis man ihre Gefahren erkannte, würde der strahlende Müll, der ja wegen der massiven Schutzmaßnahmen wertvoll sein muss, und der Wärme spendet, sich schnell verbreiten. All diese Gefahren interessieren aber natürlich die Vertreter der Kernenergie nicht, weil zu diesen Zeiten keiner von ihnen mehr leben dürfte. Deshalb muss es für ein Minimum an Sicherheit zumindest bei einem bleiben: Pacta sunt servanda!

Uwe Diefenbach-Moschick,

Berlin-Schöneberg

Der „unbefangene“ Umgang mit der Kernenergie z. B. in Schweden oder Japan zeigt zu deutlich, dass das Wesen dieser Technologie und ihr enormes Risikopotenzial mit den typischen menschlichen Unzulänglichkeiten einfach nicht kompatibel ist – von der ungeklärten Endlagerung und den Gefahren durch Terrorismus ganz abgesehen. Hier braucht es keine neuen Einsichten, höchstens die, dass erneuerbare Energien Wachstumsmotor sind und das Festhalten an der Kernenergie Wachstumsbremse – was die vielen Menschen, die gerade den Stromlieferanten wechseln, offensichtlich verstanden haben.

Christian Müller, Berlin-Mitte

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