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Meinung: Ausgewähltes Einstein-Zitat fehl am Platz

„Falsch verbunden“ vom 3. März 2005 Dass das Berliner Rathaus sich im Rahmen des Einsteinjahres mit einem EinsteinZitat schmückt und an den einstigen großen Bürger der Stadt erinnert, ist angemessen und verdienstvoll.

„Falsch verbunden“ vom 3. März 2005

Dass das Berliner Rathaus sich im Rahmen des Einsteinjahres mit einem EinsteinZitat schmückt und an den einstigen großen Bürger der Stadt erinnert, ist angemessen und verdienstvoll.

Dass die Organisatoren aus den vielen möglichen Einstein-Zitaten jedoch ausgerechnet folgende, aus dem Jahr 1920 stammende Briefsentenz für das Berliner Rathaus auswählten, ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit: „Berlin ist die Stätte, mit der ich durch menschliche und wissenschaftliche Beziehungen am meisten verwachsen bin…“. Diese Vereinnahmung Einsteins erinnert in fataler Weise an die so genannten „jüdischen Vermächtnisse“ im hessischen CDUSpendenskandal. Schon ein Jahr nach seinem Brief an den damaligen preußischen Kultur- und Unterrichtsminister Konrad Haenisch, dem das Einstein-Zitat am Rathaus entnommen ist, proklamierte in Berlin eine „Anti-Einstein-Liga Deutscher Naturforscher“ die „Judenreinheit der deutschen Wissenschaft“. Am 30. Januar 1933 hielt sich Albert Einstein zu wissenschaftlichen Vorträgen in Kalifornien auf. Er entschloss sich noch von dort aus, nicht mehr nach Berlin zurückkehren. Albert Einstein hat auch nach 1945 mit dem Land seiner Herkunft nichts mehr zu tun haben wollen. Trotz zahlreicher Europa-Reisen hat er Deutschland und Berlin nie wiedergesehen. Gegen die beschämende postume Umdeutung seines Briefzitats am Roten Rathaus kann er sich nicht mehr wehren.

Dr. Dr. h.c. Klaus-Heinrich Standke, Direktor für Wissenschaft und Technologie bei den Vereinten Nationen a.D.,

Berlin-Zehlendorf

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