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Meinung: Berliner haben ein Herz für andere

„Stadt des Lächelns“ von Bernd Matthies vom 15. MärzWas wird nicht alles lamentiert über die unnetten Berliner!

„Stadt des Lächelns“ von Bernd Matthies vom 15. März

Was wird nicht alles lamentiert über die unnetten Berliner! Jetzt wird’s mir aber langsam zu bunt. Seit mehr als zehn Jahren lebe ich in dieser angeblich so grässlichen Stadt. Davor brachte ich etliche Jahre in Paris und New York zu.

Paris, für mich architektonisch sicherlich die schönste Stadt der Welt, ist hektisch,unfreundlich, kalt. New York ist rücksichtslos und abweisend jedem Individuum gegenüber. Und natürlich wird man auch in Berlin nicht automatisch von jedermann umschmust. Wollte man jedem Mitmenschen gegenüber offen und höflich sein, käme man vor lauter „hallo“ und „guten Tag“ zu nichts anderem mehr. Was aber entscheidend ist: sobald irgend ein Mensch in Berlin ein Problem bekommt, sei es eine vorübergehende Schwäche, oder ein durch Krankheit oder Alter bedingtes Handicap, strömt ihm sofort große Hilfsbereitschaft zu. Und wenn man sich die (kleine) Mühe macht, selbst freundlich und lächelnd aufzutreten, lohnt sich dies allemal. Was nutzt in New York und ganz Amerika ein automatisches „have a nice day“. Oder was soll ich sagen, wenn man mich in Paris sozusagen ständig anrempelt, aber gleichzeitig „Pardon“ faucht. Da liebe ich die wortkarge, aber verlässliche Hilfsbereitschaft der Berliner.

Eines allerdings kann man auch in Berlin wie auf der ganzen Welt beobachten: das Gros der jungen Leute verlernt mehr und mehr höflichen und liebenswerten Umgang. Aber das könnte Stoff für ganz neue redaktionelle Aktivitäten abgeben.

Gerhard Grab, Berlin-Charlottenburg

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