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Meinung: Berlins Jugendhilfenetz trägt nicht

„Kriminelle Kinder in Heime?“ vom 19.

„Kriminelle Kinder in Heime?“ vom 19. Januar 2005

Wer wie das Land Berlin die Erziehungshilfen für benachteiligte Kinder und ihre Familien radikal zusammenstreicht, beraubt sich der immer noch wirksamsten Möglichkeit, kriminelle Karrieren von Kindern und Jugendlichen zu vermeiden bzw. abzubrechen. In ähnlicher Weise wie die Schimäre, dass es Jugendhilfeeinrichtungen gäbe, in denen Kinder lediglich weggesperrt würden, verhält es sich mit der Feststellung eines Jugendamtes, dass bei den meisten der bereits massiv straffälligen Kinder das Berliner Netz an ambulanten Beratungs und Betreuungsangeboten greife.

Zum einen belegen ja die neu eröffneten Einrichtungen von Bayern bis Hamburg die Experteneinschätzung, dass für massiv straffällige Kinder und Jugendliche ambulante Angebote in der Regel nicht mehr ausreichend sind, zum anderen sind die ambulanten Erziehungshilfen im Land Berlin in den letzten zwei Jahren um 35 Prozent reduziert worden (Ende 2002 gab es noch 10958 Hilfen, im September 2004 wurden nur noch 7112 ambulante Hilfen gewährt).

Jenseits aller Statistiken muss allein die zunehmende Zahl von Familien, die bereits damit überfordert sind, einfachste Erziehungsregeln gegenüber ihren Kindern durchzusetzen, befürchten lassen, dass die Zahl von Kindern, die den Unrechtsgehalt von Regelverstößen bis hin zu Straftaten überhaupt nicht erfassen oder ignorieren, bei einem derart ausgedünnten Jugendhilfenetz eher wächst als abnimmt.

Ralf Liedtke, Leiter Arbeitsbereich Jugendhilfe im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

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