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Meinung: DEBATTE UM DIE AUTOBAHNBENUTZUNGSGEBÜHR FÜR LASTWAGEN Warum kommt die Maut nicht?

Unser Leser Ludwig Höhn glaubt, dass die Industrie das Konzept der Bundesregierung unterläuft. Der Geschäftsführer des Erfassungs-Systems widerspricht

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Zu: „MautTechnik noch nicht ausgereift?“ vom 5. August 2003 und „Verkehrsberuhigte Zone“ vom 7. August

Der Unterzeichner war fast vierzig Jahre im internationalen Speditionsgewerbe tätig. Immer wenn es um die Belange des Straßengüterverkehrs ging, wurde von den entsprechenden Verbänden schweres Geschütz gegen die Bahn oder Binnenschifffahrt aufgefahren. Gedeckt von der Industrie, die ein überproportionales „just-in-time“-Denken forderte.

Wer - auch außerhalb der Ferienzeiten - häufiger die A 1 oder 3 befährt, wird sich bewusst, weshalb eine LKW-Maut heute dringlichst erforderlich ist. Aber wie immer unterläuft die verantwortliche Industrie die politisch geforderte Konsequenz. Die Äußerung des Geschäftsführers von „Toll Collect“, Michael Rummel, „niemand hat mit dieser hohen Nachfrage gerechnet“ - ist an Ironie nicht zu überbieten. Nicht der politisch zuständige Minister sollte seinen Hut nehmen, sondern ein Manager, der qualitativ und quantitativ seinen Dienstleistungsbedarf nicht überschaut. Diese Innovationskraft reicht ja nur von 12 Uhr bis Mittag.

Aber ich bin fest davon überzeugt, dass dies systematisch geschieht, weil den Unternehmerverbänden Rot/Grün einfach nicht passt. Siehe auch - obwohl seit 10 Jahren bekannt und von Frau Merkel selbst initiiert - das Debakel mit dem Dosenpfand. Heißt: Erst schauen wir mal und dann hat halt die politische Führung Schuld.

Ludwig Hönig, Berlin-Neukölln

Sehr geehrter Herr Hönig,

Toll Collect hat in Form des deutschen Mauterfassungssystems und besonders durch die Fahrzeuggeräte etwas Einzigartiges und vollkommen Neues geschaffen. Ein solches System ist bisher einmalig auf der Welt. Die Etablierung einer besonders innovativen Idee in der Gesellschaft ist oftmals schwierig. Und natürlich läuft bei einem solch gewaltigen EDV-Projekt auch nicht immer alles problemlos ab. Niemand aber kann ernsthaft behaupten, er könne mit Gewissheit sagen, wie hoch die Nachfrage nach solchen bisher noch nie da gewesenen Geräten ist. Es war aus Erfahrungen der Vergangenheit heraus nicht planbar, dass es nun eine so große Begeisterung für die neue Technik gibt und dieses System eine so große Akzeptanz findet. Aus dieser Faszination und Euphorie ist bei vielen Speditionen und LKW-Fahrern der Wunsch entstanden, sich umgehend registrieren und die LKWs möglichst schnell mit einem Fahrzeuggerät auszustatten.

Tatsächlich wurde auf der Basis der vorliegenden Nachfrage nach Fahrzeuggeräten (On-Board-Units) ein Startbedarf von 150 000 Stück ermittelt. Diese Zahl wurde von allen Beteiligten, also sowohl von Seiten der Regierung als auch von Seiten der Industrie, als realistisch eingeschätzt. Erst durch den Ansturm auf die Maut-Geräte wurde deutlich, dass der Bedarf weit höher ist. Darum werden bis zum Beginn der Mauterhebung über 450 000 Fahrzeuggeräte zur Verfügung stehen.

Die gebührenfreie Einführungsphase bis zum 2. November 2003 ermöglicht nun allen Benutzern, sich intensiv mit der neuen Technik vertraut zu machen. Fernab von jeder Verschwörungstheorie wird aus der engen Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft ein erfolgreiches Vorzeigeprojekt für den Standort Deutschland werden.

Michael Rummel ist Geschäftsführer der Toll Collect GmbH

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