zum Hauptinhalt

Meinung: Den einen mehr, den anderen noch weniger

Zur Diskussion über hohe Managergehälter in Deutschland Die Managergehälter der Dax-Unternehmen dürften sicherlich bei einer großen Leserschaft gewisse Neidgefühle auslösen. Unverständlich ist aber, dass der DGB sich der Kritikerschar anschließt.

Zur Diskussion über hohe Managergehälter in Deutschland

Die Managergehälter der Dax-Unternehmen dürften sicherlich bei einer großen Leserschaft gewisse Neidgefühle auslösen. Unverständlich ist aber, dass der DGB sich der Kritikerschar anschließt. Vorstandsmitglieder werden bekanntlich vom Aufsichtsrat einer AG berufen und auch entlassen. Er befindet auch über die Gehaltskonditionen. Seitdem aber die Aufsichtsräte gemäß paritätischer Mitbestimmung zur Hälfte mit Arbeitnehmern, dominiert von Gewerkschaftsfunktionären, besetzt sind, tragen diese eine Mitverantwortung dafür.

Siegfried Kleinhans,

Berlin-Siemensstadt

Gibt es eine irdische Gerechtigkeit?“

von Ursula Weidenfeld vom 16. Dezember

In den Jahren 1986 bis 1995 blieb das Verhältnis der durchschnittlichen Vorstandsbezüge zu den durchschnittlichen Mitarbeitergehältern der 30 Dax-Konzerne im Wesentlichen gleich: Sie bekamen das 14-fache der Mitarbeitergehälter. Danach stiegen sie rasant an und kletterten bis 2006 auf das 44-fache der Mitarbeitergehälter. Kann das auf Leistung begründet sein? Das waren Jahre hoher Arbeitslosigkeit, in denen sich die Gewerkschaften mit Lohnforderungen zurückhielten, um Arbeitsplätze zu sichern, so dass es keine Reallohnzuwächse, oft sogar Reallohnverluste gab, und in denen manche Arbeitnehmer/innen ihren Arbeitsplatz in florierenden Unternehmen verloren.

In der Regel wird die Bildung solcher Managerbezüge durch das Spiel von Angebot und Nachfrage gerechtfertigt. Aber auch diese Rechtfertigung greift zu kurz, da Spitzenmanager in Deutschland so eng kommunikativ und über verflochtene Aufsichtsratsmandate als Entscheidungsträger verbunden sind, dass gerade die exorbitanten Einkommenssteigerungen eher durch Kartellierung zu erklären sind als durch das knappe Angebot an Spitzenmanagern, vor allem wenn man an die kurze Zeit denkt, in denen die Steigerung auf das 44-fache passierte. Offensichtlich haben viele Spitzenmanager die Gunst der Stunde genutzt und sich wechselseitig zu hohen Gehaltssteigerungen ermuntert.

Vielfach wurde das mit dem Blick auf die noch viel höheren Gehälter (und Einkommensunterschiede) in den USA und einigen anderen Ländern begründet; doch warum haben sich die Manager nicht an den skandinavischen Ländern orientiert, wo es geringere Gehaltsunterschiede bei florierender Wirtschaft gibt?

Schließlich muss noch berücksichtigt werden, dass die Gehaltssteigerungen an der Spitze mit der Zeit Gehaltssteigerungen auf den nachfolgenden Managementebenen nach sich ziehen und dass der gesamte außertarifliche Bereich nicht mehr bei den Personalkosten zu vernachlässigen ist. Und das hat angesichts des globalen Wettbewerbs zur Folge, dass unten in der Hierarchie Arbeitsplätze abgebaut, die Löhne mindestens stagnieren und die Arbeitszeiten oft ohne Lohnausgleich erhöht werden. Es handelt sich also um eine echte Umverteilung von den Unteren, die schon wenig haben, zu den Oberen, die anscheinend immer noch nicht genug bekommen können. Ist hier nicht die Gerechtigkeit grob verletzt?

Prof. Dr. Wolfgang Scholl,

Berlin-Johannisthal

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false