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Meinung: Der Markt wird’s richten

„Warenhäuser haben sich überlebt / Bessere Chancen, Unternehmer zu werden, gab es nie“ von Günter Faltinvom 12. JuniZusammengefasst will uns der Artikel wohl sagen, 56 000 Karstadt-Mitarbeiter hätten jetzt, wenn Karstadt zugrunde geht, die einmalige Chance sich selbstständig zu machen und dann zu 56 000 neuen Albrecht-Brüdern zu werden.

„Warenhäuser haben sich überlebt / Bessere Chancen, Unternehmer zu werden, gab es nie“ von Günter Faltin

vom 12. Juni

Zusammengefasst will uns der Artikel wohl sagen, 56 000 Karstadt-Mitarbeiter hätten jetzt, wenn Karstadt zugrunde geht, die einmalige Chance sich selbstständig zu machen und dann zu 56 000 neuen Albrecht-Brüdern zu werden. So simpel ist das also. Das Wort „Einzelhandel“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. So viel Blauäugigkeit, der Markt werde auch das schon richten, aus professoraler Feder?

Nun gut, Professor Faltin hat eine FU-Professur für „Entrepreneurship“. Das Ende des ungezügelten Markt-Neoliberalismus würde wohl auch das Ende solcher dem Zeitgeist der letzten 25 Jahre geschuldeten Professorenstellen nach sich ziehen. So kämpft auch Günter Faltin, wie die von ihm als „Blinde“ und „ökonomische Analphabeten“ gescholtenen Karstadt-Mitarbeiter schlussendlich nur um seinen Job. Schlimm wird es, wo Professor Faltin, seine eigene neoliberale Ignoranz und Verantwortungslosigkeit im Wirtschaftsleben als gottgegeben postuliert, wenn er schreibt: „die Hoffnung, dass die ökonomischen Schwergewichte dieser Welt nach der gegenwärtigen Krise ethischer, verantwortungsvoller und nachhaltiger wirtschaften werden, setzt der (sprich: unser aller!) Ignoranz noch einen drauf.“ – und damit durchblicken lässt, dass für ihn und seinesgleichen die Parole nur heißen kann: Nach dem peinlichen Unfall (manche nennen es auch: Wirtschaftskrise) trotzdem weiter wie bisher! Fragt sich nur, wie lange die Steuerzahler dieser Welt bereit sein werden, einen neoliberalen Markt, der eben doch nicht so recht funktionieren will, mit Billionensummen aus ihren oft mühsam erworbenen Spar- und Steuergroschen zu subventionieren.

Jürgen Witte, Berlin-Steglitz

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