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Meinung: Der rechtsfreie Raum wird größer

„Der Polizist, dein Feind und Prügelknabe“ von Tanja Buntrock vom 13. SeptemberIch frage mich, ob nicht vielleicht ein Teil der Berliner Polizeibeamten selbst zu diesem Feindbild beiträgt.

„Der Polizist, dein Feind und Prügelknabe“ von Tanja Buntrock vom 13. September

Ich frage mich, ob nicht vielleicht ein Teil der Berliner Polizeibeamten selbst zu diesem Feindbild beiträgt. Nirgends in Europa, die Erfahrung habe ich gemacht, erlebt man so ruppige und unerzogene Beamte wie in Berlin. Besonders rüpelhaftes und prolliges Verhalten tritt zutage, wenn Beamte in den Gruppenwagen gemeinsam im Berliner Stadtgebiet unterwegs sind. Da entwickelt sich eine Gruppendynamik, so dass einige Beamte zu Rambos werden oder sich im guten Ton vergreifen. So ist es kein Wunder,dass der Bürger den Respekt gegenüber den Beamten immer mehr verliert.

Oliver Lehmann, Berlin-Moabit

„Ich möchte den Job nicht machen.“ Jede Diskussion über Gewalt gegen oder von Polizeibeamten beinhaltet in den ersten Runden diesen Satz.

In Berlin mag das eine spezielle Ursache haben, das Verhältnis zwischen Bürger ohne und mit Uniform ist immer recht gestört gewesen, der „Schutzpolizist“, der auch vom Bürger ohne Uniform als solcher empfunden wird, ist längst verschwunden.

Der rechtsfreie Raum wird größer. Die Gründe hierfür mögen unterschiedlichster Art sein: Der Respekt gegenüber der Polizei schwindet, wo er noch vorhanden war. Nicht nur in den sogenannten Problemkiezen, sondern auch in den bürgerlichen Quartieren. Und die Polizei selbst: Sie resigniert, gibt auf. Hinter vorgehaltener Hand wird dem Bürger erklärt, dass es ja durchaus funktioniere, wenn in bestimmten Gegenden die „bösen Buben“ ihre Reviere von anderen „bösen Buben“ sauber hielten. Das mache sich hinsichtlich der Verbrechenshäufigkeit bemerkbar. Ja, das habe natürlich auch negative Auswirkungen, denn die „sinkende Fallhäufigkeit“ führe dann dazu, dass der Dienstherr weitere Stellenverlagerungen vornehmen könne.

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass sich die Problemkieze immer mehr den bürgerlichen Quartieren gefühlt annähern. Wenn erst in Zehlendorf oder Grunewald der Drogenhandel offen und unbehelligt auf der Straße erledigt werden kann, wenn erst auf der Stralauer Halbinsel das Dienstfahrzeug eines Diplomaten oder Politikers am helllichten Tag kurzgeschlossen wird, dann wird man vermutlich über Lösungsansätze nachdenken, die z. B. in New York erkennbar zum Erfolg führten: Der konsequenten Verfolgung von Bagatelldelikten, umgesetzt in einer „Nulltoleranz-Strategie“. Die Menschen in New York nehmen ihre Stadt heute anders wahr. Sie empfinden sie als ihre Stadt, sie fühlen sich (nach anfänglichen Zweifeln) frei, frei genug, ihrer Verschmutzung zu begegnen, Zivilcourage zu zeigen und andere davon zu überzeugen, dass dies den Lebensraum lebenswert macht.

Die Politik dieser Stadt wird diesen Weg nicht gehen, es sei denn, Herrn Körting wird auf den Fluren des Stadthauses etwas zum „Relaxen“ angeboten, Herr Wowereit im Borchardt das Handgelenktäschen entwendet oder Herrn Wolf der Motor seines Bootes auf dem Müggelsee vor seinen Augen abgeschraubt …

Stephan Noe, Berlin-Charlottenburg

Wozu Durchmischung in gutbürgerlichen Berliner Bezirken führt, wird in diesem Artikel erschreckend vorgezeichnet.

Weil die Polizei von Randständigen der Gesellschaft immer mehr als Feind und Prügelknabe degradiert wird und sich somit eine ehemaliges positives Bild eines Freund und Helfers in ein Feindbild umwandelt, können sich Extremisten, egal ob linke, rechte oder Migranten, so herrlich austoben und ihren Schrecken verbreiten. Bevor diesem Feindbild in der Gesellschaft kein deutliches Stop-Signal gesetzt wird und weiterhin defensiv reagiert wird, wird sich Gewalt immer drastischer ausbreiten.

Thomas und Doreen Wupperfeld,

Berlin-Zehlendorf

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