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Meinung: Deutschland will nicht an den Antisemitismus erinnert werden

Betrifft: Die Reportage über den Vorsitzenden der Berliner Jüdischen Gemeinde, Alexander Brenner – „Anderthalb Jahre Einsamkeit“ vom 8. Januar 2003 Der Artikel diffamiert sowohl die jüdische Gemeinde Berlins, ihre Repräsentanz und ihren Vorsitzenden Dr.

Betrifft: Die Reportage über den Vorsitzenden der Berliner Jüdischen Gemeinde, Alexander Brenner – „Anderthalb Jahre Einsamkeit“ vom 8. Januar 2003

Der Artikel diffamiert sowohl die jüdische Gemeinde Berlins, ihre Repräsentanz und ihren Vorsitzenden Dr. Alexander Brenner. Der subkutane Tenor dieses journalistischen Auswurfes ließe sich etwa so zusammenfassen: Die Autorin und mit ihr die überwiegende Mehrheit der nichtjüdischen Deutschen im PostHolocaust-Deutschland, dem Lande des bis dato präzedenzlosen Massenmordes an den europäischen Juden, möchte von jüdischen Repräsentanten erstens nicht an den immer offeneren Antisemitismus in ihrem Lande erinnert werden, eines Landes, dessen Gesellschaft Antisemiten wie Möllemann und Walser aus sich heraus erzeugt.

Gleichermaßen und ganz dem Mainstream im Lande noch lebender und nie vor Gericht gestellter Nazis geschuldet ist die Abwehr von Aktivitäten gegen Antisemitismus. Die Autorin rückt die unüberhörbar antisemitischen Attacken der bürgerlichen Spandauer Gosse gegen Dr. Brenner in geradezu klassisch projektiver Manier in die Nähe des Gerüchts, um sowohl die Glaubwürdigkeit Dr. Brenners wie das Vorhandensein von aggressivem Antisemitismus in Deutschland in Zweifel zu ziehen. Der Mob in Spandau stellt sich, um das noch einmal zu wiederholen, in eine Reihe mit Neonazis, wenn er gegen die Straßenumbenennung protestiert. Möglicherweise ist der eine oder andere intellektuell überfordert, wenn nicht erkannt wird, dass ein angeblicher Protest allein gegen eine Adressänderung in Wahrheit die dürre Rationalisierung des antisemitischen Vorurteils ist.

Jörg Rensmann, Berlin-Kreuzberg

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