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Meinung: Die alten Stinker zur Kasse bitten

Zu den geplanten Fahrverboten in der Berliner City Nun ist es also raus: Fahrzeuge mit benzinbetriebenen Verbrennungsmotoren ohne G-Kat, die zwar erhöhte Konzentrationen an Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid, aber keinen Feinstaub verursachen, sollen mit einem Fahrverbot für die Innenstadt belegt werden. Ausnahmen für Anwohner sollen nicht erteilt werden.

Zu den geplanten Fahrverboten

in der Berliner City

Nun ist es also raus: Fahrzeuge mit benzinbetriebenen Verbrennungsmotoren ohne G-Kat, die zwar erhöhte Konzentrationen an Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid, aber keinen Feinstaub verursachen, sollen mit einem Fahrverbot für die Innenstadt belegt werden. Ausnahmen für Anwohner sollen nicht erteilt werden. Der Lieferverkehr, der fast ausschließlich mit Dieselfahrzeugen durchgeführt wird und den überwiegenden Anteil der Feinstaubbelastung aus dem Verkehrsbereich heraus verursacht, soll nicht eingeschränkt werden.

In erster Linie betroffen sind diejenigen, die sich kein neues oder neueres Auto leisten können und diejenigen, die mitunter mühsam und kostenintensiv alte Autos als Kulturgut, mithin als rollendes Denkmal erhalten und nutzen. Nicht betroffen sind diejenigen, die den Feinstaub produzieren.

Überträgt man die dilettantische Umsetzung der Feinstaubrichtlinie in Berlin etwas überspitzt und durchaus polemisch auf Energierichtlinien für Gebäude, würden vermutlich der Dom, die gesamte Museumshalbinsel, das Schloss Charlottenburg und der Reichstag erst stillgelegt und aufgrund des ökonomischen Desasters später abgerissen werden. Undenkbar.

Die Ignoranz und Beratungsresistenz einiger Politiker erreicht mit der Umsetzung dieser Feinstaubrichtlinie wieder einmal einen neuen Höhepunkt. Umweltfachleute schütteln den Kopf.

Dietrich Schoof, Berlin-Konradshöhe

Abzocke. Nicht die 70 000 Berliner Autobesitzer, die zu viel Dreck machen, müssen eine Plakette für je 10 Euro kleben, sondern die circa 1,2 Millionen Besitzer sauberer Autos, die die Euronorm erfüllen oder geregelten Katalysator haben, also schon mal mehr bezahlten, werden zur Kasse gebeten. Eine ungerechte, krasse Abzocke durch den Senat Berlins.

Hanno Hermes, Berlin-Nikolassee

Ich freue mich zu sehen, dass die Berliner Verwaltung beabsichtigt, eine „Umweltzone“ innerhalb des S-Bahn-Rings zu schaffen. Berlin, so sagt man ja, „tut eine Menge“. Naja, 70 000 besonders verschmutzende Autos weniger auf den Straßen und schöne, bunte Aufkleber für die anderen, das ist schon was.

Ich hingegen träume schon seit langem von einer etwas radikaleren Lösung: ein absolutes Autoverbot. Nur öffentlicher Verkehr, Anlieferer und – ach, wie schön! – Fahrräder. Was wäre wirklich, wenn die Stadt „eine Menge“ täte?

Kinder spielen und rennen mitten auf der Straße, ohne Angst haben zu müssen von einem Auto überfahren zu werden, ohne Atembeschwerden, ohne Asthma. Fahrradfahrer rollen hin und her auf reservierten Fahrradwegen. Manche der ganz großen Straßen bieten jetzt genug Raum für noch mehr Parks und Grünanlagen. Die Menschen auf dem Weg zur Arbeit, angenehm sitzend im erweiterten Netz des öffentlichen Verkehrs, konzentrieren sich jetzt nicht mehr auf die Autos vor ihnen, stattdessen lesen sie Bücher, werden klüger und sinnlicher.

Die geplante Umweltzone ist besser als nichts, aber mal ehrlich: Was hindert uns wirklich daran mit der grünen Stadt Berlin heute schon anzufangen?

Anne O’Connor, Berlin-Schöneberg

Wieso verbessert sich die Luft, wenn zukünftig fast 95 Prozent der Berliner Autos weiterhin wie bisher in die City fahren dürfen, weil sie eine Plakette haben?

Wird die Luft in Berlin wirklich besser, wenn 70 000 „Stinker“ nur noch über Umfahrungsrouten von Lichtenrade nach Pankow fahren dürfen, während Feinstaub aus Polen in die Stadt weht? Und müssen Berliner Plakettenbesitzer zukünftig in Potsdam oder Luckenwalde zahlen, wenn deren Autofahrer in Berlin zur Kasse gebeten werden?

Es ist absehbar, dass dieses Projekt einen nicht unerheblichen Verwaltungs- und Kontrollaufwand erfordern wird. Gut für Bürokraten, weniger gut für Bürger, die das letztendlich alles bezahlen müssen. Wenn das Befahren der Innenstadt ohnehin für fast alle die Regel bleibt, wieso muss dann eine „Ausnahmegenehmigung“ erteilt werden, für die die Behörde verpflichtet ist, Gebühren zu nehmen?

Die Kosten für die Plaketten richten sich unter anderem nach dem Verwaltungsaufwand. Insofern sind die eher moderaten zehn Euro Gebühr für den einzelnen Autobesitzer wohl eher als „Einführungspreis – nur kurze Zeit gültig“ zu verstehen. Ist die Vignette erst mal etabliert, lässt sie sich zudem ohne Weiteres zur City-Maut umwidmen, mit der das Innenstadt-Verkehrsaufkommen reguliert werden kann. Motto: Je teurer, desto weniger Stau und Abgase! Auch gut für den Umweltschutz! Und die Geländewagenfahrer hätten mehr Platz am Ku’damm.

Rudolf Kolb, Berlin-Mitte

Die Einführung der Plaketten befürworte ich auf der ganzen Linie, wobei mir nicht klar ist, wie das kontrolliert werden soll. Aber was mir noch viel mehr stinkt als manche Autos, sind die zahlreichen Ausflugsschiffe vor allem im Regierungsviertel, die mir als Asthmatiker Spaziergänge von der Siegessäule an am Wasser unmöglich machen. Unterliegen diese Boote mit ihren luftverpestenden Dieselmotoren keinen Abgasnormen?

Peter Scholz, Berlin-Buckow

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