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Meinung: Die SPD muss die Bürger überzeugen

„Lafontaines Rachefeldzug gegen die SPD“ von Michael Müller vom 18. September Lafontaine-Bashing, Fortsetzung 348 – falls ich mich nicht verzählt habe.

„Lafontaines Rachefeldzug gegen die SPD“ von Michael Müller vom 18. September

Lafontaine-Bashing, Fortsetzung 348 – falls ich mich nicht verzählt habe. Es mag sein, dass „Positionen“ wie diese mit dazu beitragen, dass es sich der eine oder die andere doch noch einmal überlegen werden, künftig die „Linke“ zu wählen. Oder eben nicht. Damit hätten Leute wie Michael Müller wenigstens ein wichtiges Ziel erreicht.

Freilich: die politische Konkurrenz nicht zu wählen ist bestenfalls der erste Schritt. Der notwendige zweite wäre, die Bürger zu überzeugen, wieder die SPD zu wählen. Da fehlt bisher jegliche Argumentation. Ja, mehr noch: Warum eigentlich haben hunderttausende SPD-Mitglieder die Partei verlassen, vornehmlich in einer Zeit, da diese Partei den Bundeskanzler stellte? Warum haben Millionen Wähler der SPD den Rücken gekehrt, übrigens mehrheitlich eher auf ihr demokratisches Wahlrecht verzichtet, anstatt Kreuzchen beim einen oder anderen politischen Konkurrenten zu machen? Irgendetwas muss doch gewaltig schiefgelaufen sein für die SPD in den letzten Jahren – aber was, bitte schön? Die Globalisierung, gewiss, die ist sowieso an allem schuld, und sie kann sich obendrein nicht wehren. Die Umstände, die Medien, sicher. Und natürlich Lafontaine. Ist das nicht ein bisschen viel der Ehre für diesen Mann – und ein bisschen sehr wenig Analyse eigener Fehlentwicklungen, eigenen Versagens? Tatsächlich scheint es sich bei führenden Sozialdemokraten noch immer nicht herumgesprochen zu haben: Es muss gewichtige Gründe dafür geben, dass die SPD so tief gesunken ist, wie sie es nun einmal ist. Gründe, die zuallererst in der Partei selbst, in ihrer Politik, bei der Führung dieser Partei zu suchen sind.

Wer immer diejenigen gewinnen will, die einstmals der SPD vertrauten, der muss zuallererst über diese Gründe reden. Also über sich selbst anstatt über andere. Davon leider – kein Wort.

Dies zu bedenken ist meine zornige Forderung an den hochrangigen Sozialdemokraten Müller. Und meine Bitte an die Redaktion des Tagesspiegel.

Peter Kubisch, Strausberg

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