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Meinung: Ein genialer Selbstvermarkter

Zum Interview mit Zahi Hawass,dem Generalsekretär der ägyptischen Antikenverwaltung, vom 14. JuniEs gibt nicht nur kriegerische, sondern auch geistige Eroberungen ganzer Länder!

Zum Interview mit Zahi Hawass,

dem Generalsekretär der ägyptischen Antikenverwaltung, vom 14. Juni

Es gibt nicht nur kriegerische, sondern auch geistige Eroberungen ganzer Länder! Natürlich bestreitet keiner, dass heute die ägyptische Kultur Ägypten gehört. Doch das gilt erst seit sehr kurzer Zeit. Das muslimische Ägypten war, wie fast der gesamte Islam, radikal bilderfeindlich. Über all die Jahrhunderte hin bedeuteten die heute weltbekannten ägyptischen (Kolossal-)Statuen den dortigen Herrschern gar nichts; und für die Fellachen waren sie nur Schrecken erregende Götzen aus der heidnischen Zeit vor dem Erscheinen des Propheten. Gegenüber diesen Dämonen musste man sich durch Abwehrzauber schützen. All das wissen wir aus den (heute leicht zugänglichen) Expeditionsberichten mutiger europäischer Forscher. Es gab also jahrhundertelang nicht die Spur einer positiven Beziehung zu den uralten pharaonischen Monumenten und Relikten.

Die großen Ausgrabungen, die historische Erforschung, die Entzifferung der Hieroglyphen … waren das Werk humanistisch gebildeter Europäer. Schon seit 400 Jahren beschäftigten sich europäische Gelehrte intensiv mit dem geheimnisvollen alten Ägypten. Ihre Forschungsarbeiten füllen Bibliotheken. Museen in Turin, Paris, London, Berlin zeigen der Bevölkerung ägyptische Werke, erforschten sie und machten sie der Welt bekannt, lange bevor man im Lande Ägypten auch nur eine Ahnung davon hatte. Ohne diese Entdeckung und Erschließung einer der größten Hochkulturen der Welt läge auch die nun weltberühmte und nur deshalb zurückgeforderte Büste der Nofretete unausgegraben und unbekannt noch im Sand. Kein Ägypter hätte sich bis heute dafür interessiert. Und es gäbe auch nicht einmal das total überfrachtete Ägyptische Museum in Kairo, dessen riesige Magazine großenteils immer noch nicht aufgearbeitet sind.

Der ägyptische Ägyptologe Zahi Hawass dürfte zunächst einmal als genialer Selbstvermarkter und Entertainer bedeutend sein. In der Tat: Er wäre, wie wir nun begeistert lesen, „gern Cheops, der Pharao“. Offenbar bastelt er längst schon an seiner kleinen Pyramide.

Dr. Christoph Hönig,

Berlin-Zehlendorf

Hawass wirft ausländischen Museen Betrug der ägyptischen Behörden vor. Er vergisst zu erwähnen, dass ägyptische Potentaten, im Interesse ihrer Machtausübung, oder auch nur zur persönlichen Bereicherung, Ägyptens nationales Erbe plünderten und dass die berüchtigte „Fundteilung“ (der Berlin seine Nofretete zu verdanken hat) hauptsächlich von diesen Ägyptern zu verantworten ist.

Ich hoffe, dass Professor Wildung, der Direktor des Ägyptischen Museums Berlin seinen Forderungen nach Rückgabe, ersatzweise „Ausleihe“, der Nofretete auch weiterhin widersteht.

Heiner Welz, Berlin-Friedrichshain

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