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Meinung: Für die Freiheit der Kunst

Zur Absetzung der „Idomeneo“- Inszenierung an der Deutschen Oper Wenn die Zeichner von „Jyllands-Posten“ gewusst hätten, was sie mit ihren Bildchen anrichten, hätten sie sie vielleicht nicht erscheinen lassen. Das wäre nicht Selbstzensur gewesen, sondern normales menschliches Verhalten.

Zur Absetzung der „Idomeneo“-

Inszenierung an der Deutschen Oper

Wenn die Zeichner von „Jyllands-Posten“ gewusst hätten, was sie mit ihren Bildchen anrichten, hätten sie sie vielleicht nicht erscheinen lassen. Das wäre nicht Selbstzensur gewesen, sondern normales menschliches Verhalten. Selbst der zynischste Karikaturist wird nicht wollen, dass durch seine kritische Sicht Menschenleben geopfert werden.

Nun ist der Mensch ja lernfähig. Und so empfinde ich die Entscheidung von Frau Harms als richtig. Sollte etwas passieren, hätte sie die Verantwortung und nicht etwa die wortgewandten Journalisten, die populistischen Politiker oder wer auch immer sich dazu berufen fühlt, sie zu tadeln und in typisch eurozentristischer Sicht unsere Werte („Freiheit der Kunst“, „Meinungsfreiheit“) als die allein richtigen zu postulieren. In anderen Gegenden dieser klein gewordenen Welt hat man nun einmal andere Werte, die in Extremfällen auch mit Wahnsinnstaten „verteidigt“ werden. Natürlich wollen wir unsere Werte verteidigen, dazu gehört aber auch, dass dies nicht auf Kosten von Toten und Verletzten geschieht.

Detlef Lorenz, Berlin-Zehlendorf

Mit ihrer Empörung über die Absage der „Idomeneo“-Inszenierung hinterlassen die vielen Kritiker leider keinen guten Eindruck. Herr Neuenfels kann sich natürlich für die Freiheit der Kunst einsetzen und Frau Harms wird dies sicher auch immer wieder tun. Aber als Intendantin hat sie auch eine Verantwortung für die Mitarbeiter der Oper und das Publikum. Die einzige Alternative zu ihrer Entscheidung für die Absetzung der Inszenierung wäre gewesen, dass jegliche Werbung, die Programme, die Eintrittskarten und die Verträge mit einem Aufdruck versehen werden, wie wir ihn von Zigarettenpackungen kennen: „Vorsicht! Der Besuch und die Aufführung dieser Inszenierung kann tödlich sein!“ Ich glaube, Frau Harms hat mehr über ihre Entscheidung nachgedacht als die eiligen Kritiker, die leicht Prinzipien hochhalten können, solange sie sich Entscheidungsnöte nicht vergegenwärtigen wollen.

Klaus Eberl, Berlin-Marienfelde

Es ist meines Erachtens nicht vertretbar, wenn der für die innere Sicherheit verantwortliche Minister (Schäuble) die Vorsichtsmaßnahme der Deutschen Oper, das Stück „Idomeneo“ abzusetzen, als verrückt und lächerlich verurteilt. Denn es ist leicht abzusehen, dass ein verballhorntes Stück von Mozart, in dem Mohammed mit abgeschlagenem Kopf serviert wird, zu islamischen Protesten Anlass geben wird. Der Entschluss von Frau Harms zeigt, dass diese aus Erfahrungen gelernt hat. Nur dadurch, dass von zwei Kontrahenten der eine irgendwann einmal Verständnis zeigt, kann die Eskalation vermieden werden.

Dr. Walfrid Hartkopf, Berlin-Frohnau

Es gab früher ein beliebtes Kinderspiel: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Wäre ich ein Karikaturist würde ich spielende Menschen zeichnen, die das Spiel in der neuen Version spielen: „Wer hat Angst vorm Muselmann?“ „Niemand!“ „Und wenn er kommt?“ „Dann kuschen wir …“ Ich finde es erschreckend was zurzeit in unserem Land so alles möglich ist.

Petra Seitz, Wiesbaden

Das vorsorgliche Nachgeben vor möglichen Repressionen von Islamisten mag als Fürsorge noch durchgehen. Konsequent angewendet muss jetzt überprüft werden, welche religiösen, ethischen und moralischen Befindlichkeiten noch verletzt werden könnten. Nicht vergessen: Homosexuelle, Lesben, Behinderte, überhaupt mögliche Betroffene dürfen nicht beleidigt oder sonstwie herabgewürdigt werden.

Aber diese Gruppen haben ja keine Gewalt angedroht oder Gewalt ist gar nicht in Ihrem Lebens- und Weltbild enthalten, sie brauchen also nicht berücksichtigt zu werden. Insoweit ist das Zurückweichen vor der Gewalt nicht auf Rücksicht und Toleranz, sondern auf Feigheit und letztlich Kapitulation vor der Gewalt begründet. Toleranz bedeutet im Wesentlichen auch und gerade das Akzeptieren von persönlich Unliebsamen. Das bedeutet für die Kunst, nicht nur die Freiheit zu haben, zu tun was beliebt, sondern auch zu reflektieren, was Kunst bewirken und bedeuten soll. Dazu gehört absolut, die eigene Position in Frage zu stellen und einen unbrauchbaren oder missverständlichen Kunstentwurf zu verwerfen oder zu korrigieren. Der Klügere gibt nach, beugt sich aber nicht.

Günther Dierichen, Berlin-Tegel

Die Intendantin der Deutschen Oper hat den ersten Schritt getan, um die Freiheit, die Freiheit der Kunst und die freie Meinungsäußerung abzuschaffen. Wer kann, wer will, und wer darf der Kunst einen Maulkorb aufzwingen? Niemand! Es ist einfach unerträglich, was hier geschehen ist.

Friedrich W. Busekrus, Berlin-Steglitz

„Idomeneo“ ist abgesetzt worden, aber reicht das als Maßnahme zum Schutz der Deutschen Oper wirklich aus? Immerhin ist in diesem Gebäude der Frevel am Islam begangen worden, das läßt sich nicht ungeschehen machen. Darum scheint es mir notwendig, die Deutsche Oper per kontrollierter Sprengung freiwillig zu beseitigen. Das hätte den Vorteil, dass man die Maßnahme bei leerem Haus durchführen und Kollateralschäden minimieren könnte.

Stefan Weidle, Bonn

Wie uns zwei Diktaturen auf deutschem Boden gezeigt haben, ist Angst die Vorstufe zu Mitläufertum.

Friedrich Windeck,

Schöneiche b. Berlin

Die Absetzung der Mozartoper ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie der „Kampf gegen den Terror“ den deutschen Alltag erreicht hat.

Franz Ballhueber, Berlin-Kreuzberg

Für die Herbst- und Winterspielzeit habe ich in der Deutschen Oper Karten erworben. Ich habe heute die Deutsche Oper aufgefordert, mir das Geld zu erstatten, denn nach dem, was ich heute Morgen in der Zeitung las, möchte ich die Deutsche Oper nicht mehr betreten. Ich schäme mich dafür, dass es in Berlin eine so gewichtige Institution des öffentlichen Lebens gibt, die der Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus schon im ersten Anflug nicht standhält.

Edith Müller, Berlin-Friedenau

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