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Meinung: Habemus Ratzinger

„Joseph Ratzinger – Papst Benedikt XVI.“ vom 20.

„Joseph Ratzinger – Papst Benedikt XVI.“ vom 20. April 2005

Vor der Wahl des „Glaubenshüters“ Joseph Ratzinger zum Papst las ich den Wunsch einer Frau aus katholischen Kreisen an den zukünftigen Nachfolger des Petrus, in Sachen „Sexualmoral“ doch liberaler zu sein. Da gäbe es zum Beispiel (Ehe)Partner von Aidserkrankten, die nach den Lehrmeinungen der Kirche keine Kondome verwenden dürfen! Ich fragte mich damals, was diese Frau von der katholischen Kirche erwarte? In der katholischen Kirche ist Geschlechtsverkehr ausschließlich zur Schaffung von Leben erlaubt! Wie kann eine solche Organisation es gutheißen, für Angehörige von durch Körperflüssigkeit übertragbare Krankheiten hier Ausnahmen zu schaffen? Ob es sich dabei um Liebe, psychische Betreuung, Anteile am Leben oder „Letzten Willen“ handelt, es handelt sich dabei nie um die Neuschöpfung von Leben! Um hier eine Änderung zu ermöglichen, bedarf es einer Änderung grundlegender Werte dieser Organisation. Nicht einmal ein liberaler Papst (wie Johannes XXIII.) hätte so etwas ermöglichen können.

Nun werden vielleicht einige Gläubige meinen, auf Grund des relativ hohen Alters von Ratzinger (78 Jahre) handele es sich ohnehin „nur“ um einen Übergangspapst. Eine solche Ansicht wäre irreführend! Ratzinger war immerhin seit 1981 Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan! Er hätte also genug Zeit gehabt, Änderungen von Dogmen in der Kirche anzudenken, was aber keinesfalls geschah. Der neue Papst Benedikt XVI. ist überaus konservativ und solche konservativen Aufgaben hat ein Verein eben, der ins dritte Jahrtausend der Bewahrung seinerzeitiger Gesellschaftsnormen und (Macht-)Politik tritt. Wäre es Absicht gewesen, einen „Übergangspapst“ zu installieren, hätte ein unbekannter Kardinal das Amt erhalten, der auch bisher durch seine Äußerungen wenig auffiel. Die Wahl Ratzingers bedeutet eine bewusste Beibehaltung oder sogar Vertiefung einer dogmatischen „christologisch“ orientierten Theologie!

Die Namenswahl Ratzingers deutet vielleicht einen zukünftigen Bedeutungswandel der katholischen Kirche ingesamt an: Nach (angeblichen) Prophezeiungen eines gewissen Malachias ist der vorletzte Papst der Weltgeschichte einer des „Ölzweigs“, ein Friedenspapst also. Ein solcher soll Benedikt XV. gewesen sein.

Wolfgang Wallner F., Schriftsteller, Wien

„Meisterdenker des Dogmas“

vom 20. April 2004

Dank für den kritischen und pointierten Leitartikel von Martin Gehlen! Eine Wohltat ist es, ihn zu lesen nach den emphatischen TV-Nachrichten.

Eva Luck, Berlin-Heiligensee

Woher hat Herr Gehlen die Erkenntnis, dass er die Wahl des neuen Papstes nur mit Kritik beurteilt? Es bleibt doch abzuwarten, wie unser Papst sein Amt führen wird. Besser als ständig Kritik zu üben, sollten wir für ihn beten.

Petra Olig, Berlin-Marienfelde

„Das Konklave beginnt. Beruf Papst“

vom 18. April 2005

Bereits zum zweiten Mal lese ich im Tagesspiegel, Konklave heiße „mit dem Schlüssel“. Das klingt sinnreich, ist aber unrichtig. Das Präfix „con“ bedeutet nicht nur „mit“, sondern auch „zusammen“, und deswegen nannten schon Cicero und seine Zeitgenossen ein verschließbares Gemach – bes. Speisezimmer und Schlafgemach – ein conclave, wörtlich: „Zu(sammen)geschlossenes“, „Verschluss“. Die Kardinäle wählen im Konklave, weil sie eingeschlossen bleiben, bis sie sich geeinigt haben.

Dr. Johannes Christes, Univ.-Prof. a.D. der Humboldt-Universität, Freiburg

„Die Wahrheiten des Vatikans“

vom 17. April 2005

Für die wirklich herausragende Analyse über die Definition und den Umgang mit dem Begriff „Wahrheit“ in der römisch-katholischen Kirche des Autors Hermann Häring möchte ich mich bedanken. Es muss erlaubt sein, darauf hinzuweisen, dass es bereits 1870/71 eine inner-katholische Reformbewegung gab, die genau mit diesem Wahrheitsbegriff, der im Beschluss der „Unfehlbarkeitslehre“ des 1. Vatikanums zu suchen ist, nicht zurechtkam. Aus dieser Reformbewegung entstanden die Alt-Katholischen Kirchen bzw. Bistümer, da Laien und Kleriker, die sich kritisch zum 1. Vatikanum stellten, von der römisch-katholischen Kirche exkommuniziert wurden, aber katholisch bleiben wollten und so gezwungen wurden, eigene Bistümer zu gründen. Heute zählt diese Kirche in Deutschland ca. 25000 Mitglieder.

Boris Debbelt, Dortmund

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