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Meinung: Hoffentlich beschweren sich die Bürger

„Polizei kam erst eine Stunde nach dem Unfall“ vom 11. Januar und „Zu spät am Unfallort?

„Polizei kam erst eine Stunde nach dem Unfall“ vom 11. Januar und „Zu spät am Unfallort? Polizei wehrt sich“ vom 12. Januar 2005

Als Polizeibeamter bin ich über die Art und Weise betroffen, wie die Behördenleitung, hier als Sprachrohr die Pressestelle der Polizei, auf den Vorwurf der überlangen Wartezeit anlässlich eines Verkehrsunfalls reagiert. Die Stellungnahme vom 11. Januar war sachlich richtig. Durch einsatzbedingte Auslastung der Funkwagen waren auch schon früher Wartezeiten üblich. Ebenso wird in ihrem Artikel richtigerweise die Tatsache der Unterscheidung in „eilbedürftige“ und „nicht eilbedürftige“ Einsätze aufbereitet.

Warum belässt man es nun nicht bei den Wahrheiten und schiebt eine Stellungnahme nach, in der man (vermeintliche) Vorwürfe zurückweist, dass man personell und technisch nicht in der Lage sei, zügig am Unfallort zu erscheinen? Wenn man gewusst hätte, dass ein Unfallbeteiligter für einen Pflegedienst fährt, hätte dieser Einsatz eine andere Priorität bekommen, wird geschrieben. Wie lachhaft, wie lebensfremd! Was will man der Öffentlichkeit damit verkaufen?

Hätte man die anderen Funkstreifen ihre Arbeit abbrechen lassen? Hätte man einen Funkwagen mit Blaulicht anrücken lassen? Was ist mit der großen Zahl von Verkehrsteilnehmern, die täglich beruflich unterwegs sind ? Wird da bei der Vergabe der Einsätze eine andere Priorität gesetzt?

Ganz sicher nicht. Ich bin mir sicher, dass die Pressestelle diese Äußerung nachschieben musste, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Es ist unerträglich und natürlich politisch nicht zu verkaufen, dass der Bürger eine Stunde auf die Aufnahme eines simplen Unfalls warten muss. Und dem ständigen, unerträglichen Hinweis der Gewerkschaft auf zu wenig Personal und Material muss man natürlich entgegenwirken. Bei der Polizei wird nämlich gespart und gespart und nochmals an allem gespart, und alles läuft für den Bürger weiter wie zu seligen früheren Zeiten. Dabei bin ich der Meinung, dass sogar der betroffene Bürger, trotz des momentanen Ärgernisses am Unfallort, dafür Verständnis hat.

Thomas Schultz, Berlin-Schmargendorf

Ich kann die Angaben der Gewerkschaft der Polizei nur bestätigen. Der Polizeisprecher sagt die Unwahrheit, wenn er bei der vorgesehenen Schließung des Abschnitts 13 nur von Planungen spricht. Es liegen für die Abschnittsschließungen in allen Bezirken konkrete Unterlagen vor. Der Abschnitt 13 ist schon jetzt aufgrund des Personalmangels kaum noch arbeitsfähig. Eine öffentliche Diskussion darüber ist Innensenator Körting allerdings peinlich, so dass er mit Sicherheit den Polizeipräsidenten angewiesen hat, bei Bekanntwerden von Fakten abzuwiegeln. Die Beschwerden von Bürgern werden sich häufen.Die Polizisten in Berlin hoffen sehr, dass es dazu kommt, weil der Senat dann hoffentlich reagiert.

Michael Reinke, Berlin-Reinickendorf

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