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Meinung: In Würde am gesellschaftlichen Leben teilnehmen lassen

Betrifft: „Hartz schafft Arbeit“ vom 6. August 2004 Ob die Wohlfahrtsverbände nicht doch darauf lauern, Arbeitskräfte ohne Lohn rekrutieren zu können?

Betrifft: „Hartz schafft Arbeit“ vom 6. August 2004

Ob die Wohlfahrtsverbände nicht doch darauf lauern, Arbeitskräfte ohne Lohn rekrutieren zu können? Wo waren denn die „Tausende von Stellen“ bisher? Ich frage mich: Wenn man schon nicht imstande ist, Arbeit mit einer Bezahlung anzubieten, die zwar nicht reich macht, den Arbeitnehmer aber in Würde am gesellschaftlichen Leben teilnehmen lässt und dazu gehört für mich zum Beispiel auch die Zahlung eigener Beiträge zur Sozialversicherung und eventuell Steuern - sondern stattdessen ein bürokratisches Modell „Stütze und Taschengeld durch Zwangsarbeit“ entwickelt, sollte man dann nicht von den karitativen Verbänden wenigstens eine Art Mindestlohn verlangen, der für die Deckung der oben genannten Ausgaben herangezogen wird? Damit ließe sich vielleicht der Verdacht ausräumen, dass jemand die Notlage anderer ausnutzen möchte, um seinen eigenen Bedarf zu decken. Eine andere Überlegung: Man kann Menschen zu allen möglichen Arbeiten zwingen, nicht aber zur Diakonie. Wer das versucht, wird den pflegebedürftigen Menschen in den Altersheimen wohl kaum einen Gefallen tun.

Beate Leibe, Berlin-Wittenau

Betrifft: „Hartz IV könnte sozialen Frieden gefährden“ vom 2. August 2004

Der Protest gegen die Hartz-Gesetze war längst überfällig. Nur wenn dieser Protest laut, frech, öffentlich und groß genug ist, kann auf die soziale Schieflage dieser unsozialen Gesetze zu Lasten der Langzeitarbeitslosen eingewirkt werden - Menschen, die ab 2005 mit 331 Euro (Ost) im Monat am untersten Rand der Gesellschaft leben müssen. Die ersten Demonstrationen in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg erinnern ein wenig an ein Zitat des Dichters Bert Brecht: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat bereits verloren.“ Immerhin verlieren immer mehr Menschen Monat für Monat ihren Arbeitsplatz, und es entstehen keine neuen. Der Druck der Straße könnte endlich mal ein Sprachrohr für die über vier Millionen Arbeitslosen sein.

Albert Alten, Wernigerode

Betrifft: „Sparstrumpf bei Oma“ vom 4. August 2004 und „Auch das Sparbuch der Kinder zählt“ vom 5. August 2004

Das ist ein starkes Stück: Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin rät in aller Öffentlichkeit bei drohenden Einbußen beim neuen Arbeitslosengeld II, Vermögen (hier: des Kindes) verschwinden zu lassen, indem es Oma oder Tante übergeben wird. Aus meiner Sicht ist das ein Aufruf zum Betrug. Herr Lischke sollte auch daran denken, dass die Verbraucherzentrale Berlin ein eingetragener Verein ist, der aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Und genau das von ihm angeregte Verhalten, möglichst viele Leistungen der öffentlichen Hand oder von den Sozialleistungsträgern zu kassieren, ohne eigenes Vermögen einzusetzen oder sonstige Gegenleistungen zu erbringen (zum Beispiel geringerwertige Tätigkeiten anzunehmen oder Schwarzarbeit zu beenden), hat uns die heutige Krisensituation beschert.

Martina Schulze, Berlin-Spandau

Die Benachteiligung von Kindern ist gesellschaftspolitisch verheerend. Für die von Arbeitslosigkeit betroffenen Familien bringt Hartz IV ohnehin drastische Einkommenseinbußen. Leidtragende sind immer die Kinder. Diesen Kindern in einer Zeit, in der Lehrstellen knapp sind und über Studiengebühren debattiert wird, auch noch die Möglichkeit einer Ausbildungsvorsorge weitgehend zu streichen, ist unverantwortlich. Ein Freibetrag von 200 Euro pro Lebensjahr, wie er Erwachsenen zugestanden wird, wäre das Mindeste. Sinnvoller angesichts der unkalkulierbaren Zukunftsrisiken für diese Kinder wäre jedoch eine Regelung, die sich an den großzügigen Freibeträgen für Ältere orientiert.

Marita Rosenbaum, Potsdam

Betrifft: „Managergehälter sollen nur steigen wie die Löhne“ vom 2. August 2004

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries will Managergehälter an die Entwicklung der Einkommen koppeln. Über diese Forderung kann man diskutieren, auch wenn ich sie für falsch halte. Wo aber bleibt die Forderung von Frau Zypries oder anderen „Spitzenpolitikern“, die Erhöhung der Diäten an die Erhöhung beziehungsweise Senkung der Renten anzupassen? Wenn schon den Menschen, die unseren Staat aufgebaut haben, etwas weggenommen wird, dann sollen auch die Leute, die vom Aufbau profitiert haben, sich solidarisch zeigen. Also: Wenn der Bundestag Rentenkürzungen beschließt, dann auch Diätenkürzung um den gleichen Prozentsatz. Gleiches gilt für die Renten-/Diätenerhöhung.

Werner Melch, Berlin-Friedenau

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