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Meinung: KULTURFORUM Wer wirbt für die Gemäldegalerie?

Unsere Leserin Lydia Gzimek fragt sich, warum Berlin seine Alten Meister versteckt. Der Chef der Staatlichen Museen Peter-Klaus Schuster kündigt große Transparente an.

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Zu: „Unkulturforum“ vom 10. April 2004

Berlin versteckt seine wundervolle Sammlung Alter Meister, die in den köstlichen Räumen der Gemäldegalerie auf dem Kulturforum ausgestellt sind. Berlin scheint sich seiner exquisiten Sammlungen von Porzellan, Keramik, Glas und Gold und Silber im Kunstgewerbemuseum zu schämen. Geschieht das unbewusst, so ist es schlimm.

Es wäre die Pflicht des Museumsdirektors und der Kustoden, einen Teil der zahlreichen Besucher der MoMA-Ausstellung in ihre Räume zu locken. Geschieht diese Unterlassung bewusst, so ist es sträflich. Generaldirektor Peter Schuster wird nachgesagt, dass er in dieser Angelegenheit einiges hintertreibt. Wo bleiben die Plakate und Hinweise bei der Neuen Nationalgalerie auf die Gemäldegalerie und das Kunstgewerbemuseum, die nur 100 Meter entfernt liegen und auf die nicht nur die Berliner, sondern auch die Besucher aus aller Welt hingewiesen werden müssen?

Die Berliner Museumsdirektoren sollten sich ein Beispiel an der Energie und dem Engagement von Herrn Blumenthal und Herrn Peter Raue nehmen!

Dr. Lydia Gzimek, Berlin-Wilmersdorf

Sehr geehrte Frau Gzimek,

niemand, auch nicht die größten Optimisten unter den Freunden der Nationalgalerie, hätte gedacht, dass „MoMA in Berlin“ in der Neuen Nationalgalerie ein derartiger Erfolg werden würde. Vielmehr gab es besorgte Warnungen, dass hierzulande keiner wisse, wer oder was das „MoMA“ sei. Besorgt war man ferner, dass wegen der langen Laufzeit – „MoMA in Berlin“ ist bis zum 19. September in der Neuen Nationalgalerie zu sehen! – das Publikum nach einem Anfangserfolg monatelang wegbleiben wird.

Um all diese Risiken zu vermeiden, haben die „Freunde der Nationalgalerie“ gemeinsam mit der Nationalgalerie und der Agentur Meta-Design eine Werbekampagne ersonnen, die alle Kunstfreunde auf das „MoMA“ rasend neugierig machte und das Interesse für diese einzigartige Ausstellung während der gesamten Laufzeit wachhalten wird. Nur so besteht für die Freunde der Nationalgalerie überhaupt eine Chance, die horrenden Kosten für die „MoMA-Ausstellung“ wieder zurückzuverdienen. Inzwischen sieht es allerdings so aus, dass „MoMA in Berlin“ nicht nur ein Erfolg, sondern geradezu ein Triumph für das „Museum of Modern Art“ im Tempel der Moderne von Mies van der Rohe werden wird.

Berlin wäre nicht das ingeniöse Berlin, wenn es nicht gelänge, aus einer guten Nachricht zugleich eine schlechte zu machen. Das so sehr beworbene „MoMA in Berlin“, so wird plötzlich moniert, ziehe den anderen Museen am Kulturforum, weil dort so unauffindbar, das Publikum ab. Alle Welt sei bei Picasso und Matisse, niemand beim Lüneburger Ratssilber im Kunstgewerbemuseum. Natürlich ist das Gegenteil der Fall. Von „MoMA in Berlin“ profitiert sehr spürbar auch der Besuch in der Gemäldegalerie und im Kunstgewerbemuseum. An den Osterfeiertagen waren beide Sammlungen reich bevölkert von Touristen, besonders von Italienern und Japanern, die offensichtlich alle fanden, was sie gesucht haben. Und auch die Wartenden in der MoMA-Schlange praktizieren längst schon den Trick, dass einer in der Schlange wartet, während die anderen der Gemäldegalerie und dem Kunstgewerbemuseum oder dem Kupferstichkabinett und der Kunstbibliothek ihren Besuch abstatten.

Alles, was man tut, kann man noch besser tun. Um den grandiosen MoMA-Erfolg noch strategischer für das gesamte Kulturforum zu nutzen, werden dort Großtransparente für all jene angebracht, die noch immer nicht zu wissen glauben, dass sich die bedeutendsten Sammlungen der Welt für Malerei, Kunstgewerbe, Zeichnungen und Grafik sowie die größte Spezialbibliothek für alle Künste an diesem Ort konzentrieren. Rund um die Neue Nationalgalerie wird intensiver noch auf sämtliche bedeutenden Berliner Kunstereignisse hingewiesen.

Peter-Klaus Schuster ist Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin . Weiteres zu diesem Thema auf Seite 11.

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