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Meinung: Lauter Widerspruch

Zu „Nur nicht auffallen“ – eine Position von Aiman Mazyek vom 29. JuliDer Artikel von Herrn Mazyek ist eine Frechheit, aber ich bin stolz darauf, dass der Tagesspiegel ihn veröffentlicht hat.

Zu „Nur nicht auffallen“ – eine Position von Aiman Mazyek vom 29. Juli

Der Artikel von Herrn Mazyek ist eine Frechheit, aber ich bin stolz darauf, dass der Tagesspiegel ihn veröffentlicht hat. Denn dies zeigt, dass wir in einem Rechtsstaat leben, in dem Meinungsfreiheit herrscht - und in dem Täter wie der Mörder von Marwa El-Sherbini vor Gericht gestellt werden. Es gibt zahlreiche islamische Länder, in denen beides nicht gewährleistet wäre. Jeder halbwegs vernünftige Mensch - unabhängig von seiner Nationalität und Religion - bedauert die furchtbare Tat von Dresden. Ich finde es aber erbärmlich, wie Herr Mazyek sie in geradezu peinlicher, demagogischer Weise für seine schäbige Propaganda missbraucht. Der Satz ''“Islamistin, Terroristin und Schlampe“ – der Täter Alex W. hat das ausgesprochen, was nicht wenige in unserem Land denken, aber (noch) nicht wagen laut zu sagen, wenn sie Muslime auf der Straße sehen.'' erinnert beinahe an Orwells Gedankenpolizei in 1984.

Wo ist denn die Stimme von Herrn Mazyek, wenn Muslime deutsche Frauen als Huren bezeichnen und mit so liebevollen Begriffen wie „Scheißdeutsche“, „Kartoffel“ oder „Opfer“ nur so um sich werfen, von „Ehrenmorden“, Vergewaltigungen und anderen schweren Straftaten ganz zu schweigen? Ich schließe nicht aus, dass es in Deutschland Islamfeindlichkeit gibt. Aber so groß, wie Herr Mazyek uns weismachen will, kann sie nicht sein. Sonst würden nicht so viele Zuwanderer und vor allem Muslime in dieses Land drängen.

Rainer Grell,

Leitender Ministerialrat a.D., Stuttgart

Ich danke dem Tagesspiegel für die Veröffentlichung dieses Beitrages: man sieht anhand der heftigen, teilweise schon fast an Rassismus angrenzenden Kommentare (s. Onlinekommentarseite zu dem Artikel), dass man in Deutschland inzwischen wieder mutig sein muss, um unbequeme Wahrheiten zu publizieren. Dazu noch die teilweise unmenschlichen Relativierungsversuche, den islamfeindlichen Mord an Marwa herunterzuspielen. Es bleibt ein Mord, aus Hass am Islam. Jeder Angriff, der aufgrund der Religionszugehörigkeit eines Menschen passiert, ist ein Angriff zu viel. Tun wir was dagegen, anstatt es zu ignorieren oder gar abzuwerten. Gerade wir Deutschen sollten es gelernt haben. Viel leichter ist es, in den allgemeinen Tenor einzustimmen: Der Islam ist das Problem, wir legen den Moslems den bösen Koran aus (anstatt auf die vernünftigen Auslegungen zu hören), Moslems sollen sich mal nicht so anstellen (ihre „Opfer“ sind doch nur Einzelfälle), die kriminellen jugendlichen Moslems sind noch viel schlimmer und überhaupt: Was macht ihr Moslems am Hindukusch, sollen die (deutschen?) Moslems doch in ihre Heimat zurück etc. pp. Habe häufig von Mazyek Kritik an den Moslems äußern hören, zurecht: Vieles unter Moslems läuft noch arg schleppend – Sprachdefizite in einigen Gruppen müssen deutlich verbessert werden, „Importehen“ sind menschlich verständlich, aber nicht integrationsfördernd usw … Aber sobald Mazyek darüber hinausgeht (auch Kritik an die Mehrheitsgesellschaft richtet), werden alle möglichen Totschlagargumente ausgepackt und abgefeuert - bekanntermaßen häufig über Kampagnen bestimmter Websites. Teilweise sogar mit einem persönlich-bedrohenden Unterton - für mich schockierend, dass das in Deutschland inzwischen wieder so unerwidert möglich ist. Und keinen scheint''s ernsthaft zu stören, dass ein Moslem seine Meinung nicht mehr äußern soll.

Johannes Stark, Hannover

Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland sieht Anzeichen für eine Islamfeindlichkeit in Deutschland und verweist auf den Mordfall in Dresden. Es ist in der Tat eine Schande, dass die Justiz die Sicherheit der Zeugin nicht garantieren konnte. Ob dies mit ihrer Religion zu tun hatte, bleibt zunächst Ayman Mazyeks Behauptung. Er zählt weitere empörende Einzelfälle von pöbelhaftem oder gewalttätigem Verhalten gegenüber muslimischen Frauen auf. Er spricht aber auch von unfreundlichen oder verächtlichen Blicken gegenüber Kopftuchträgerinnen.

Die Vertreter des Islam machen sich anscheinend nicht klar, weshalb manche Deutsche Verwunderung oder Ablehnung zeigen. Die offizielle Lesart für den Umgang des Islam mit der Hälfte der Menschheit, den Frauen, heißt bei uns Religionsfreiheit. Dabei wird gerne übersehen, dass die Unterdrückung der Frau im Islam vielfach besser mit dem Begriff der Sklaverei beschrieben werden muss (vgl.: Art. 4 der UN-Menschenrechtserklärung).

Dies betrifft einen Großteil der islamischen Länder und nicht selten auch die Lebensverhältnisse in islamischen Familien in Deutschland. Herrn Mazyek wäre anzuraten, dass er sich mit seinen Urteilen über Islamfeindlichkeit zurückhält und sich stärker dem Problem der Frauenfeindlichkeit im Islam zuwendet.

Dr. Kurt Gawlitta,

Berlin-Wilmersdorf

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