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Meinung: Mathematik ist nicht Französisch

„Unterrichtsausfall – nicht jede Stunde wird gezählt“ vom 7. Dezember Von 1969 bis März dieses Jahres war ich Lehrer in Berlin und davon 24 Jahre als Realschullehrer tätig.

„Unterrichtsausfall – nicht jede Stunde wird gezählt“ vom 7. Dezember

Von 1969 bis März dieses Jahres war ich Lehrer in Berlin und davon 24 Jahre als Realschullehrer tätig. In dieser Zeit habe ich viel Vertretungsunterricht erteilt. Dieser erfolgte als Mathematikunterricht, da dies eines meiner Fächer ist. Somit konnte ich davon ausgehen, dass aktuelle Unterrichtsinhalte, das aktuelle Thema ist dem Klassenbuch zu entnehmen, sachkundig vermittelt wurden. Fachfremden Unterricht unvorbereitet zu erteilen sah ich als nicht sinnvoll an. Wenn also eine vierwöchige Französischvertretung anstand, dann wurde die Klasse in diesem Zeitpunkt mathematisch gefördert, französisch hingegen weniger, denn ich bin dieser Sprache nur bedingt mächtig.

Wenn also soundsoviel Prozent der ausgefallenen Stunden vertreten wurden, dann sagt das noch nichts über die Inhalte aus. Fachfremden Unterricht zu erteilen ist häufig inhaltlich nicht möglich, wenn die Inhalte über das sogenannte Allgemeinwissen hinausgehen. Weiterhin dürfen Fächer wie Sport, Chemie, Arbeitslehre-Praxis usw. aus Sicherheitsgründen nicht fachfremd unterrichtet werden. Letztlich bleibt zu bemerken, dass sich nicht jeder Lehrer mit einem Sprachlabor, Computerkabinett usw. auskennt.

Gelegentlich kam es auch vor, dass sogenannte Blitzvertretungen, bei denen ein Kollege sehr kurzfristig ausfiel, mit „aktuellen Tagesfragen“ oder dem Anfertigen von Hausarbeiten gefüllt wurden.

Wenn diese Tatsachen berücksichtigt werden, dann ist der real ausgefallene Unterricht wesentlich höher, als es die Statistik hergibt. Ich gehe von ca. 50 Prozent aus! An Grundschulen mag das anders sein, an Gymnasien bestimmt schlimmer.

Michael Rothe, Berlin-Wilmersdorf

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