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Meinung: Nach keiner Pfeife tanzen müssen

Berichterstattung zur Lehrerverbeamtung vom 26. August Hier zeigt sich einmal der Nachteil des föderalistischen Systems, in dem die Unterschiede gnadenlos ausgenutzt werden.

Berichterstattung zur Lehrerverbeamtung vom 26. August

Hier zeigt sich einmal der Nachteil des föderalistischen Systems, in dem die Unterschiede gnadenlos ausgenutzt werden. Keiner Seite ist hier ein Vorwurf zu machen. Es regelt sich halt alles nach Angebot und Nachfrage. Aber es zeigt sich auch das Grundproblem der finanziellen Seite des Beamtentums: Unabhängig von hoheitlicher Aufgabe, scheuen die Politiker vor Verbeamtung aus finanziellen Gründen zurück, weil die Pensionslasten spätere Haushalte belasten. Schuld daran sind die Politiker selbst, die es seit Einführung des Beamtensystems in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts trotz klarer Erkenntnis unterlassen haben, Rücklagen für die spätere Pension zu schaffen. Lieber haben sie die dafür notwendigen Gelder in den jeweiligen Haushalten und für Wahlgeschenke verbraten.

Winfried Berndt, Berlin-Wannsee

Lassen wir einmal diejenigen außer Acht, die nur deswegen gegen den Beamtenstatus sind, weil sich bei ihnen eigene Hoffnungen, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen, nicht erfüllt haben oder von vornherein gar nicht zur Debatte standen. Es bleiben dann Gruppen übrig, die aus einer noch verhältnismäßig rationalen Sicht heraus die Einschränkung beziehungsweise Abschaffung des Beamtentums einfordern. Da ist die politische Linke, die sich davon mehr Einzahler in ihre maroden Sozialversicherungen erhofft. Dann gibt es noch eine FDP, die Lehrer von der freien Wirtschaft abhängig machen möchte. Gelingt das, kann man sich ausrechnen, was für eine Art Unterricht in Fächern wie Politikwissenschaft dann noch erteilt werden kann. Und die CDU in ihrer Einfalt meint schließlich, dieser Neoliberalismus sei „modern“. Zu guter Letzt seien noch Schüler und Eltern zu nennen, die im Glauben leben, man könne auf angestellte Lehrer einen größeren Druck im Hinblick auf die Notenvergabe ausüben. Das ist aber der ausschlaggebende Punkt, der dafür spricht, den Beamtenstatus für Lehrer auf jeden Fall beizubehalten beziehungsweise in Berlin wieder einzuführen. Nur ein beamteter Lehrer kann ruhigen Gewissens seine Noten vergeben, ohne dabei irgendwelche Restriktionen fürchten zu müssen. Oder wollen Sie etwa Lehrer, die nach der Pfeife von Schülern und Eltern tanzen?

Dr. Stefan Lorenz, Studienrat,

Berlin-Rudow

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