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Meinung: Nachhaltige Verletzungen

„Unterirdisch“ vom 8. Juli 2006 Liest man diesen Kommentar zu einer von der taz veröffentlichten Schmähschrift über den polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski, so könnte man meinen, das polnische Präsidialamt und das polnische Außenministerium regten sich unverhältnismäßig stark darüber auf, dass der Präsident Polens satirisch als „Kartoffel“ bezeichnet worden sei.

„Unterirdisch“ vom 8. Juli 2006

Liest man diesen Kommentar zu einer von der taz veröffentlichten Schmähschrift über den polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski, so könnte man meinen, das polnische Präsidialamt und das polnische Außenministerium regten sich unverhältnismäßig stark darüber auf, dass der Präsident Polens satirisch als „Kartoffel“ bezeichnet worden sei. Der Verfasser macht es sich hiermit zu leicht, zumal die Sache durch die in Aussicht genommene brüderliche Personalunion der polnischen Staats- und Regierungsspitze eine besondere Nuance erlangt hat. Auch im zwischenstaatlichen Bereich ist nichts nachhaltiger als persönliche Verletzungen. Es geht wohl kaum um den „Kartoffel-Vergleich“, den man noch als gutmütigen Spott abtun könnte, etwa zu vergleichen mit der Bezeichnung „Enteriche“ oder „Erpel“, wie die Brüder Kaczynski in der polnischen Presse gelegentlich genannt werden.

Die eigentliche Brisanz des taz-Pamphlets ist die zusammengestellte Aneinanderreihung von Beleidigungen und Verunglimpfungen des Staatsoberhauptes und des designierten Ministerpräsidenten eines befreundeten Landes. Dass der Staatspräsident und sein Bruder insbesondere auch darüber besonders aufgebracht sind, dass ihre Mutter dabei mit einbezogen wurde, kann jeder, der in diesem Zusammenhang an seine eigene Mutter denkt, wohl leicht nachvollziehen. Ungeachtet aller Spekulationen über „politische Krankheiten“ sollte man dem polnischen Präsidenten zugestehen, selbst zu entscheiden, ob er bei Indispositionen seines Körpers eine Auslandsreise verschiebt. Sobald ein gemeinsamer neuer Termin für das Gipfelgespräch in Weimar mit der einladenden Bundeskanzlerin und den französischen und polnischen Staatspräsidenten gefunden worden ist, soll das Treffen im Weimarer Rathaus nachgeholt werden. Der eigentliche 15. Geburtstag des Weimarer Dreiecks ist erst am 28. August 2006.

Dr. Drs. h.c. Klaus-Heinrich Standke,

Präsident Komitee zur Förderung

der deutsch-französisch-polnischen

Zusammenarbeit e. V. , Berlin-Zehlendorf

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