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Meinung: Nichts für Feiglinge

„Wir brauchen Kitas für Senioren“ vom 2. Oktober 2006 Warum ist es eigentlich für Journalisten so attraktiv, sich dem Thema Pflege alter Menschen überwiegend als einem großen Jammertal zu widmen – unterstützt von selbst ernannten Experten, die vermeintlich verdeckte Missstände „aufdecken“.

„Wir brauchen Kitas für Senioren“

vom 2. Oktober 2006

Warum ist es eigentlich für Journalisten so attraktiv, sich dem Thema Pflege alter Menschen überwiegend als einem großen Jammertal zu widmen – unterstützt von selbst ernannten Experten, die vermeintlich verdeckte Missstände „aufdecken“. Die Missstände sind offen einsehbar für jeden, der hinschauen möchte – da bedarf es keines „Undercoveragenten“. Vielmehr scheint es gesellschaftlicher Konsens zu sein, dass die Pflege alter Menschen eben schrecklich, verroht und ekelbehaftet ist.

Wie wäre es denn, wenn, sehr wohl auch über die Medien, eine andere Vision in das öffentliche Bewusstsein Einzug halten könnte? Das gerade Pflege in der Lage ist, die für viele unausweichlichen Folgen des Alters auszugleichen und damit ermutigen kann, sich dem Alter zu stellen. Denn „Altern ist nichts für Feiglinge“ (Mae West).

Heimpflege kann einen Rahmen schaffen, der es erlaubt, auch ungewöhnliche Lebensweisen – auch als Folge von Demenz – zu ermöglichen. Gute Pflege kann den Wohlgeschmack des Lebens erhalten. Sicher ist dazu eine ausreichende Finanzierung notwendig. Aber wie soll denn ein Marktmechanismus funktionieren, wenn der „Kunde“ gar nicht weiß, was er verlangen könnte und sich nur mit Grausen von dem „Es ist alles so schrecklich“-Thema abwendet? Es gibt seit Jahren eine Forschungslandschaft zum Thema Pflege in Deutschland – mit Experten ohne überhöhten Profilierungsbedarf.

Dr. Isabel Seyderhelm,

Berlin-Lankwitz

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