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Meinung: Noch gibt es Zeitzeugen

Betrifft: „Ein Fall für Deutschland“ vom 27. März 2004 Der Rücktritt des Wissenschaftlichen Direktors der „Topographie des Terrors“, Reinhard Rürup, hat mich erschüttert und beschämt.

Betrifft: „Ein Fall für Deutschland“ vom 27. März 2004

Der Rücktritt des Wissenschaftlichen Direktors der „Topographie des Terrors“, Reinhard Rürup, hat mich erschüttert und beschämt. Für mich geht von dem Rücktritt Rürups eine klare Signalwirkung aus.

Noch gibt es Zeitzeugen des NS-Terrors im 1000-jährigen Reich, die Wesentliches zur Aufklärung beitragen können – doch wie lange noch? Ein weit größerer Teil der Bevölkerung hat diese Schreckensjahre allerdings nur als heranwachsende Kinder erlebt und hat sich aus persönlichen Erinnerungen so wie aus Gesprächen in der Familie, in der Schule und im weiteren Umfeld ein eigenes, aber meist lückenhaftes und ungenaues, ja oft verfälschtes Bild gemacht. Es ist diese unter verschiedenen Einflüssen herangewachsene Generation, die ganz besonders einer sachlichen und tendenzfreien Information bedarf. Erst wenn es ihnen gelingt, sich ein möglichst klares Bild zu verschaffen, werden sie zu befähigten Gesprächspartnern der künftigen Generationen, vor allem ihrer Kinder und Enkelkinder.

Die Zeit drängt. Das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ geht uns alle an. Ein Spendenaufruf sollte an Berlin und zugleich an die ganze Bundesrepublik gerichtet werden. Noch in diesem Jahr muss die ehrliche Absicht, den Bau zu vollenden, deutlich sichtbar werden. Schon als eine Geste der Anerkennung und des Dankes wären wir dies Reinhard Rürup schuldig.

Ingeborg von Herzenberg, Berlin-Lichterfelde

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