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Meinung: Nur in Einheitsschulen ist individuelle Förderung möglich

Betrifft: „Soll es an Gymnasien Eingangstests geben?“ vom 1.

Betrifft: „Soll es an Gymnasien Eingangstests geben?“ vom 1. September 2002

Was wird mit einer verschärften Auslese erreicht? Weniger Abiturienten. Deutschland braucht aber dringend mehr. Die Diskussion um Auslese ist eine von vorgestern. Seit den Pisa-Ergebnissen übertreffen sich Politiker, Schulverwaltungen und die Presse in kurzschlüssigen, wenig durchdachten Vorschlägen zur Abhilfe bei der Bildungskatastrophe. Dabei scheint offenbar die Kostenneutralität das oberste Gebot zu sein.

Unser Bildungssystem lässt sich aber nicht mehr flicken durch ein Reförmchen hier oder da, weder durch Eingangstests noch durch Lehrerfortbildungen. Das ist offensichtlicher Aktionismus. Unser Bildungssystem braucht eine grundlegende Reform.

Unser Bildungssystem beruht auf dem Gedanken, jeden Schüler in eine passende Schule zu sortieren. Es ist aber schon seit Jahrzehnten bekannt und durch Forschungsergebnisse belegt, dass Schüler mit Lernschwierigkeiten in einer heterogenen Gruppe besser und mehr lernen als in einer homogenen Lerngruppe. Deshalb brauchen wir die Einheitsschule bis zur zehnten Klasse.

Außerdem müssen wir alle Schüler nicht nur besser fördern, sondern von vielen auch mehr fordern. Dazu müssen unsere Schulen und die Lehrerausbildung effizienter organisiert werden. Es gibt zwar auch jetzt schon eine Vielzahl von Fördermaßnahmen und theoretisch weiß man, wie man die Schüler ansprechen müsste. Aber dabei werden zu viele Mittel verschwendet oder kommen durch Personalmangel und Vertretungsunterricht nicht zum Tragen.

Sonderschullehrer kümmern sich zum Beispiel in einer Klasse um einen Behinderten, der durch einen Förderausschuss Anspruch auf sonderpädagogischen Förderbedarf hat. In derselben Klasse sitzen aber auch Schüler, die trotz massiver Lernschwierigkeiten keinen Anspruch auf Förderung haben. Das ist absurd. Und wenn durch Krankheit ein Lehrer ausfällt, werden die Förderstunden ganz gekappt. Dies darf zwar nicht sein, ist aber gängige Praxis. Also findet Förderung nur sporadisch statt und ist nicht effizient. Die unterschiedlichen Fördermaßnahmen könnten an einer Einheitsschule gebündelt eingesetzt werden. Alexander Bungard, Berlin-Schöneberg

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