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Meinung: Pro Reli macht es kompliziert

„Ethos der Freiheit" von Gerd Nowakowski vom 23. MärzDie Materie ist kompliziert und in der Öffentlichkeit teilweise nicht verstanden.

„Ethos der Freiheit" von Gerd Nowakowski vom 23. März

Die Materie ist kompliziert und in der Öffentlichkeit teilweise nicht verstanden. Bisher beschäftigen sich die Apologeten und Kommentatoren vorwiegend mit den grundsätzlichen Überlegungen. Dabei geht es – wie Sie gut herausgearbeitet haben – schon damit durcheinander, wer was wählen kann. Ich habe meinen Bischof darauf hingewiesen, dass Argumente von Pro Reli meines Erachtens gegen das achte Gebot verstoßen, weil sie „falsch Zeugnis“ gegenüber Dritten ablegen. Auch Ihre Feststellung, dass sich die Zahl der Teilnehmer am freiwilligen Religionsunterricht nach der Einführung des Ethikunterrichts kaum verändert hat und Gegenteiliges von den Kirchenleitungen behauptet wird, gehört hierher.

Die anstehende Volksentscheidung hat aber noch andere Aspekte, die bisher in der Diskussion zu kurz kommen. Wie soll die Praxis im Schulalltag künftig aussehen? Andere Bundesländer sind nur eingeschränkt als Beispiel tauglich. Wenn in Pankow noch etwa 10 Prozent der Bevölkerung sich zu christlichen Kirchen bekennen und ihre Kinder auch noch auf zwei Konfessionen verteilt zum christlichen Konfessionsunterricht schicken, ist damit erst ein Randproblem gelöst. Für wie viele „Konfessionen“ der Muslime und vielleicht auch andere soll es getrennten Unterricht geben? Die Diskussionen kommen bisher nur aus der christlichen Ecke. Das könnte sich später ändern.

Berlin hat Schulprobleme zuhauf. Geld fehlt überall. Und da leisten wir uns eine Diskussion, wie wir alles noch unübersichtlicher machen können? Aufschlussreich war für mich die hohe Korrelation der Pro-Reli-Befürworter mit denen, die den Flughafen Tempelhof als solchen erhalten wollten. Diesmal springt die CDU nicht auf den fahrenden Zug, sie schiebt ihn selbst an.

Es ist Ihre Aufgabe und die Ihrer Kollegen, „rerum cognoscere causas“ auch in einem so schwierigen Feld als Maxime zu achten. „Carpe diem“! Die Zeit bis zur Abstimmung ist knapp. Es ist noch viel aufzuklären.

Dr. Kurt Jäger, Berlin-Zehlendorf

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