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Meinung: Propaganda für die gute Sache

„Irrationales Feindbild / Mit der Sprache der Extremisten: Wie populäre ,Islamkritiker‘ Muslime unter Generalverdacht stellen“ von Peter Widmann vom 2. JanuarPeter Widmann weist Kritikern am Islam die rechte Ecke zu.

„Irrationales Feindbild / Mit der Sprache der Extremisten: Wie populäre ,Islamkritiker‘ Muslime unter Generalverdacht stellen“ von Peter Widmann vom 2. Januar

Peter Widmann weist Kritikern am Islam die rechte Ecke zu. Dafür gibt er einige Anhaltspunkte: Raddatz’ Publizieren in der „Jungen Freiheit“ bis 2001, das unterstellte Motiv deutscher Vergangenheitsverharmlosung, das Denken in absoluten Feindschaften, die Angst vor Identitätsverlust und kulturellem Verfall sowie der Glaube an Verschwörungen.

Das mag alles sein, Belege finden sich so gut wie keine. Was aber erfahren wir über die Islamkritiker- bzw. feinde? Einerseits, dass ihnen die Kritik nur Vorwand ist, um irrationale Feindbilder aufzubauen. Andererseits, dass es sich bei ihnen um die alten xenophoben Säcke handelt, die im Fremden nur die partielle oder absolute Negation des eigenen Seins entdecken können und nun im Islam die institutionelle Bedrohung des Abendlandes sehen. Dabei wird sich von ihnen instrumentell auf das jüdisch- christliche Erbe einerseits und Israel andererseits bezogen, und durch die Überbetonung der judenfeindlichen Momente im Islam erscheine der historische Antisemitismus im milderen Lichte.

Jeder, der sich nicht mit der Kritik an Phänomenen aus der Welt des Islams zufrieden gibt, sondern induktiv vom Besonderen aufs Allgemeine schließt und deduktiv z. B. aus dem Koran auf bestimmte Handlungen von Muslimen ableitet, darf sich schon mal darauf einstellen, dass er mit Vorhaltungen konfrontiert sein wird, wie ein „Rechter“ zu argumentieren. Der Autor setzt sich nicht auseinander, indem er darstellend und argumentierend auf das Objekt seiner Kritik eingeht, sondern stellt hauptsächlich Behauptungen über die Motivlage auf und verortet die Methodik der Argumentation seiner Gegner an den rechten Rand, ohne diese selbst darzustellen.

Er möchte und kann nur Gleichgesinnte ansprechen und hofft zugleich eine bestimmte Sicht auf den Islam erfolgreich zu tabuisieren. Individuen des Islams darf man kritisieren, nicht aber den Islam, will man sich nicht des Vorwurfs der Nähe zu „rechts“ ausgesetzt sehen. Wer will das schon? Selbst der Verweis auf die positive Haltung zu Israel sei nur auf den ersten Blick positiv, letztendlich aber rein instrumentell, weil der Verweis aufs jüdisch-christliche Erbe der Ausgrenzung des Islam dienen soll. Fertig ist die Propaganda für die gute Sache, die bekanntlich alles darf. Dem eigentlichen Thema: Fremdenfeindlichkeit hinter Islamkritik zu verstecken, ist der Autor noch nicht einmal nahe gekommen, da es ihm völlig ausreicht aus seiner Vermutung, der Islamkritiker/feind sei rechts, fremdenfeindlich und um Relativierung der europäischen Judenverfolgung bemüht, Gewissheiten zu schöpfen.

Aram Ockert, Hamburg

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