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Meinung: Schein-Christlich

Betrifft: „Gewissensfrage“ im Tagesspiegel vom 23. Oktober 2002 Dass nur der sich zum christlichen Glauben bekenne, der mit dem Zusatz „So wahr mir Gott helfe“ schwört, ist eine leichtfertige Unterstellung.

Betrifft: „Gewissensfrage“ im Tagesspiegel vom 23. Oktober 2002

Dass nur der sich zum christlichen Glauben bekenne, der mit dem Zusatz „So wahr mir Gott helfe“ schwört, ist eine leichtfertige Unterstellung. Wie übrigens auch der Umkehrschluss. Tatsächlich kann sich auf biblische Aussagen berufen, wer den Zusatz weglässt, weil Gottes Reich und die staatlich verfasste reale Welt eben verschiedene Dinge sind. Außerdem steht schon in der Hebräischen Bibel, unserem „Alten Testament", dass man den Namen Gottes nicht missbrauchen soll, zum Beispiel zum Schwur.

Ich halte mich zur Evangelischen Kirche, bin seit Jahren aktiv im Präsidium des Evangelischen Kirchentages und habe dennoch aus den genannten Gründen bei meiner Vereidigung als Berliner Kultursenatorin 1989 den Zusatz weggelassen. Ich betrachte ihn als eine Konvention und mochte diese „ScheinChristlichkeit“ nicht mitmachen.

Auf einem Kirchentag habe ich im Dialog mit der FDP-Politikerin Carola von Braun öffentlich die Zehn Gebote ausgelegt. Wir waren an diesem Punkt unterschiedlicher Ansicht, weil sie meinte, diese Konvention habe ihre Berechtigung, weil sie die Verpflichtung, die ein Minister/eine Ministerin übernimmt, vertiefe. Doch: Selbst wenn dies so ist, geht das die Öffentlichkeit nichts an, sondern das mache ich still mit mir durch meinen Glauben an Gott aus. Anke Martiny, Berlin-Wilmersdorf

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