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Meinung: Schließung von Tempelhof ist taktisch klug–und wirtschaftlich unklug

„500000 Euro täglich für den Großflughafen“ vom 7. Oktober 2004 Alles wollen wir sein.

„500000 Euro täglich für den Großflughafen“ vom 7. Oktober 2004

Alles wollen wir sein. Weltstadt und Landeshauptstadt. Alles wollen wir haben. Regierungssitz und Diplomatisches Corps. Fremdenverkehr und Olympische Spiele, Großveranstaltungen – doch um Gottes Willen keinen Flughafen. Was denkt man sich eigentlich? Die Schließung des Flughafens Tempelhof bedeutet, Berlin zum Pütchendorf in tiefster Provinz herabzuqualifizieren. Im Übrigen: Meinen herzlichen Glückwunsch zum Nobelpreis für Größenwahn bezüglich Schönefeld.

Clauß Harald Ludwig, BerlinSchöneberg

„Formel 1 auf der Rollbahn“ vom 19. September 2004

Ich schlage vor, das Bundeskriminalamt (BKA) in dem künftig leer stehenden Flughafengebäude Tempelhof unterzubringen. Dieses Gebäude kann mit einem Bruchteil der Mittel restauriert werden, die für den Neubau des Bundeskriminalamtes vorgesehen sind. Ein Flugplatz wäre auch verfügbar.

Jan Kingma, Berlin-Zehlendorf

„Die Umzugskisten erst einmal wieder ausgepackt“ vom 26. September 2004

Lange nicht schmeckte der Freudensekt so gut, wie nach dem Gerichtsbeschluss, dass Tempelhof Flugzeugen offen bleibt. Die Planung für einen Flughafen „Berlin Brandenburg International“ (BBI) ist seit Weihnachten 2002 überholt. Damals gab Boeing sein Projekt Sonic-Cruiser auf. Das sollte ein Flugzeug für 250 Passagiere sein – mit einer Geschwindigkeit von 1000 km/h, also zwanzig Prozent schneller als heutige Jets. Das wäre eine Chance für einen Flughafen vom Typ BBI gewesen. Danach kam das große Glück für Airbus. Der A 380, der 700 bis 800 Passagiere wegschafft, wird das Flugzeug der Zukunft werden. Transkontinentale Flüge werden in Zukunft nur von großen Flughäfen wie Frankfurt, Amsterdam und vielleicht noch München starten.

Wer in die Ferne will, wird Zubringerflüge zu diesen Standorten brauchen. Mit Flügen von Cottbus, Neuhardenberg oder Parchim nach Frankfurt könnte man Reisezeiten erreichen, wie sie heute noch üblich sind. Dass hier Tempelhof, Tegel und Schönefeld (allerdings nicht als BBI) ihren Platz behaupten werden, versteht sich von selbst. Tempelhof muss bleiben und BBI darf nicht zu einer Super-Expo neben Cargolifter, Lausitzring, Frankfurter Chip-Fabrik und Templin-Therme werden.

Manfred Neumann, Berlin-Lichterfelde

Der Flughafen Tempelhof steht dem Bau des BBI in Schönefeld im Wege, weil er den wichtigen Passagierverkehr der Geschäftsleute, Bundes- und Europapolitiker von Tegel abzweigt. Zudem wird die EU-Kommission niemals die Fördermittel für Schönefeld bewilligen, solange Tempelhof noch offen ist und Berlin über drei (!) öffentliche Flughäfen verfügt. Schließlich kann man auch in Brüssel keine Fördermittel verschleudern. Nach den Großprojekten Cargolifter oder Chipfabrik in Frankfurt/Oder müssen die Regierungen in Berlin und Potsdam aufpassen, dass sie nicht auch beim BBI ihre Felle davonschwimmen sehen.

Die Schließung des Flughafens Tempelhof soll den Weg zum BBI zementieren. Sie ist eine Ohrfeige für die Piloten der US-Air Force, die 1948/49 ihr Leben für die Berliner Luftbrücke riskierten. Wie viel Unrecht wird noch im Namen des Großflughafens geschehen?

Johannes Gomolka, Berlin-Mitte

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