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Meinung: Schröder hat diplomatisches Porzellan zerschlagen

Betrifft: „Nie wieder Bratwurst“ im Tagesspiegel vom 26. September 2002 Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es im Irak einen unberechenbaren Fanatiker, der Waffen besitzt, mit denen er Millionen von Menschen umbringen kann.

Betrifft: „Nie wieder Bratwurst“ im Tagesspiegel vom 26. September 2002

Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es im Irak einen unberechenbaren Fanatiker, der Waffen besitzt, mit denen er Millionen von Menschen umbringen kann. Er hat diese fürchterlichen Waffen schon gegen seine eigene Bevölkerung ausprobiert. Am meisten gefährdet ist Israel. Der internationalen Gemeinschaft ist es über viele Jahre nicht gelungen, diese Waffen aufzuspüren, weil sie immer wieder ausgetrickst wurde.

Es gibt eine Macht auf der Welt, die diese Gefahr mit einem Militärschlag beseitigen kann, die USA. Deren Präsident will diese Macht gegebenenfalls einsetzen. Die deutsche Haltung wird sich danach richten, ob wir dann mitmachen wollen. Dabei sollten wir berücksichtigen, dass wir unsere Freiheit und die Einheit unseres Landes den Amerikanern mitzuverdanken haben.

Wenn wir nicht mitmachen wollen, dann hätten wir unseren Freunden in den USA unter vier Augen unsere Haltung darlegen und sie um ihren Rat bitten sollen. Dann hätten wir gehört, dass wir sowieso nicht mitmachen können und dass man Respekt vor der Haltung seines deutschen Freundes habe. Das wäre normales diplomatisches Handwerkszeug gewesen.

Was ist aber geschehen, und was haben wir erlebt? Der Kanzler hat nicht das Vier-Augen-Gespräch gesucht, sondern hat in der Öffentlichkeit ständig gerufen „Wir ziehen in keinen Krieg gegen den Irak !" und „Auch dann nicht, wenn die UNO das beschließt!" Damit wurde international alles Porzellan zerschlagen, obgleich ein solcher Aufruf gar nicht nötig war.

Es wird lange Zeit brauchen und sehr viel Geld kosten, bis wir das Vertrauen unseres wichtigsten Partners auf der anderen Seite des Atlantik wieder gewonnen haben – sofern das überhaupt gelingt. Zum Porzellan zertrampeln hat uns niemand gedrängt. Das war der freie Wille von Gerhard Schröder.

Hans Ulrich Abshagen, Berlin-Zehlendorf

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