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Meinung: UMBENENNUNG DES LEHRTER BAHNHOFSWas soll der peinliche Name?

Lehrter Bahnhof – unser Leser Hans-Jochen Kopp will die

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Leserfrage

Betrifft: „Aufstand gegen das Wortmonster“ in der Tagesspiegel-Ausgabe vom 12. September 2002

Die nachzuholende Modernisierung des Berliner Eisenbahnwesens musste verständlicherweise auch den Lehrter Bahnhof mit einbeziehen. Warum das bei Hartmut Mehdorn und Peter Strieder die Vorstellung auslöste, dass nunmehr auch ein neuer Bahnhofs her müsse, bleibt mehr oder weniger unklar.

Die bisherige Bezeichnung ist doch zutiefst mit der historischen Entwicklung der Stadt Berlin mindestens an dieser Stelle verbunden. Die Anpassung der Verkehrsbeziehungen dieser Haltestelle seit Inbetriebnahme des Bahnhofs vor zirka einhundert Jahren als Begründung herzunehmen, ist in keiner Weise plausibel.

In Konsequenz dieser Begründung wäre zu empfehlen, nach weiteren Umbenennungsobjekten zu suchen. Wie wäre es mit dem Brandenburger Tor oder dem Anhalter Bahnhof?

Anzumerken bliebe mir noch, dass sich die Durchsetzung der ziemlich geschichtslosen Wunschbezeichnung von Hartmut Mehdorn und Peter Strieder – also „Hauptbahnhof" – über die Verdrehung einer Umfrage, deren Ergebnis dem Vernehmen nach eindeutig den „Lehrter Bahnhof“ favorisierte, an Peinlichkeit wirklich kaum noch überbieten lässt.

Zu akzeptieren wäre aus meiner Sicht die Umkehrung der beabsichtigten Benennung, also „Lehrter Bahnhof“ mit Untertitel „Hauptbahnhof“. Für unsere ausländischen Besucher könnte man auch den ergänzenden Hinweis „main station“ oder „central station“ an Stelle von „Hauptbahnhof“ wählen.

Ich persönlich gebe die Hoffnung auf eine späte Einsicht bei allen Verantwortlichen nicht auf.

Hans-Jochen Kopp,

Glienicke/Nordbahn

Mehdorns Antwort

Lieber Herr Kopp, unsere gemeinsam mit dem Senator für Stadtentwicklung getroffene Entscheidung, das größte Bahnverkehrskreuz Europas hier in der Bundeshauptstadt „Berlin Hauptbahnhof“ zu nennen, wird überall in Deutschland und auch im Ausland als völlig logisch angesehen.

Nur in Berlin trauert man teilweise dem alten „Lehrter Bahnhof“ nach, den es de facto seit 1959 ja als Fernbahnhof gar nicht mehr gibt. Wir haben versucht, dem Rechnung zu tragen, indem wir diese historische Bezeichnung mit in den Namen integriert haben – aus unserer Sicht ist das ein guter Kompromiss.

Ich bin der Meinung, dass ein so imposanter und innovativer Bahnhof, der künftig die neue Bahn-Schnittstelle der Nord-Süd- und Ost-West-Linien mit täglich 850 Züge darstellt, auch einen neuen Namen verdient. Glauben Sie mir, wenn der Bahnhof 2006 mit jährlich 50 Millionen Passagieren voll in Betrieb geht, werden auch die Berliner ganz selbstverständlich von ihrem Hauptbahnhof reden – und stolz auf ihn sein.

Hartmut Mehdorn

Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn AG

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