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Meinung: Ungebremst in Richtung Börse

Zum S-Bahn-Chaos in BerlinWir können froh sein, dass die Prüfingenieure des Bahnaufsichtsamtes die Fehler finden, bevor es Unfälle und Tote gibt. Die Fehlerursache, der Sparkurs der Bahn in Richtung Privatisierung, ist noch nicht vom Tisch, wie aus den jüngst genannten Sparzielen von zwei Milliarden Euro zu ersehen ist.

Zum S-Bahn-Chaos in Berlin

Wir können froh sein, dass die Prüfingenieure des Bahnaufsichtsamtes die Fehler finden, bevor es Unfälle und Tote gibt. Die Fehlerursache, der Sparkurs der Bahn in Richtung Privatisierung, ist noch nicht vom Tisch, wie aus den jüngst genannten Sparzielen von zwei Milliarden Euro zu ersehen ist. Der Zug des Herrn Mehdorn ist auch ohne ihn noch in voller Fahrt und das mit Rückendeckung der Regierung. Wenn es, wie jetzt in Berlin, zum Verkehrschaos kommt, wird das kleinste schwarze Schaf zur Verantwortung gezogen, obwohl die Bundesregierung die Notbremse ziehen müsste. Die neoliberalen Tendenzen in dieser Regierung sind auch mit einer momentan sozialliberal gefärbten Kanzlerin nicht zu übersehen.

Hans-Dietrich Stenzhorn,

Berlin-Kladow

Nach einer weiteren Woche unzumutbarer Einschränkungen bei der S-Bahn bin ich mit meinen Nerven und mit meiner Geduld am Ende: Obwohl sie über Monate nur einen Notfahrplan anbietet, kassiert die S-Bahn trotzdem von ihren Kunden den vollen Fahrpreis. Ein beitragsfreier Monat im Dezember ist bei Weitem nicht ausreichend für die Einschränkungen! Die wertvolle Zeit mit meinen Kindern, die mir durch die unverantwortliche Schlamperei des Unternehmens S-Bahn entgeht, ist unbezahlbar. Leider gibt es für mich auf unabsehbare Zeit keine Alternative, weil wir zu Beginn dieses Jahres angesichts der hervorragenden Infrastruktur in dieser Stadt aus umweltschonenden Gründen unser Auto abgeschafft haben. Was für ein Hohn! Ich erwarte von der Unternehmensleitung eine verbindliche Information, wann mit der Normalisierung der Verhältnisse zu rechnen ist, und wie sie Ihre Kunden angemessen zu entschädigen gedenkt.

Susanna Low, Berlin-Zehlendorf

Mit der Nichtwartung der Bremsen und der Abgabe unwahrer Wartungsprotokolle ist die Grenze zwischen Schlamperei und Kriminalität überschritten worden. Trotzdem erweckt die Berichterstattung in den Medien über diesen strafrechtlichen Aspekt der Angelegenheit den Verdacht, dass hier die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von den wirklichen Ursachen und Verursachern des S-Bahn-Desasters abgelenkt werde.

Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, wie die strafrechtlichen Ermittlungen ausgehen werden. Ein paar überarbeitete Angestellte, die pflichtwidrig gehandelt haben, werden ermittelt und bestraft werden. Schon ihre unmittelbaren Vorgesetzten werden mit einer Rüge wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht davonkommen – es sei denn, sie waren dumm genug, ihre Mitarbeiter ausdrücklich anzuweisen, „gefälschte“ Wartungsprotokolle abzugeben und dies in den Akten zu vermerken. Das mittlere und höhere Management der S-Bahn wird von allem nichts gewusst haben. Ganz zu schweigen von dem Management der Bahn AG, das sich um Quisquilien wie die Sicherheit der Fahrgäste natürlich nicht kümmern kann, wenn es um das große Ziel des Börsenganges geht.

Dr. Ernst Zivier, Berlin-Zehlendorf

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