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Meinung: Wandeln in Arkadien

„Peinlicher Potsdamer Parkstreit“ von Alexander Gauland vom 4. Juni Es geht nicht um zügellose Spaß-und Spielfreiheit in historischen Landschaftsparks, sondern um eine pragmatische Lösung für berechtigte Bedürfnisse der Besucher, die Parkanlagen zu genießen, ohne deren Gesamtästhetik zu beeinträchtigen.

„Peinlicher Potsdamer Parkstreit“

von Alexander Gauland vom 4. Juni

Es geht nicht um zügellose Spaß-und Spielfreiheit in historischen Landschaftsparks, sondern um eine pragmatische Lösung für berechtigte Bedürfnisse der Besucher, die Parkanlagen zu genießen, ohne deren Gesamtästhetik zu beeinträchtigen. Die Gartenanlagen sind eben nicht nur „ideelles Gesamtkunstwerk und Labsal für die Seele“, wie Herr Gauland meint, sondern eine real existierende Landschaft mit großem Erholungswert. Dass sich der Autor in letzter Konsequenz seiner exklusiv ästhetisierenden Betrachtung sogar die Preußenkönige zurückwünscht, um die Parks zu schließen, zeigt eine bedenklich reaktionäre Haltung. Glücklicherweise sind Bürger heute weder Untertanen noch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten absolutistische Herrscher.

Adelheid Mallach, Potsdam

Was für ein peinlicher Kommentar. Ernsthaft betrachtet geht es doch nicht um die Duldung nächtlicher Grillfeste, um die Missachtung von Leinenzwang oder um das Badeverbot an sensiblen Stellen. Es geht um die überzogenen Maßnahmen, die die alltägliche und verträgliche Nutzung der direkt in der Stadt liegenden Grünanlagen behindern. Die Vergleiche mit Versailles oder Windsor hinken, liegen doch diese Parks eben nicht mitten in den Städten. So dürfen im Neuen Garten die Bewohner des Grünen Hauses zwar mit ihren Pkws auf den ach so schützenswerten Wegen fahren, der restlichen Bevölkerung ist dort nicht einmal mehr das Schieben eines Fahrrads erlaubt.

Florian Massinger, Potsdam

Über Jahrzehnte hat sich der Park zu einem Volkspark entwickelt, und zwar gerade wegen seiner kulturellen Güter: Wandeln in Arkadien! Auswüchse in dieser Entwicklung müssen zurückgestutzt werden. Rallyes mit dem Mountainbike durch Rosenbeete gehören nicht hierher. Das Abrupfen von Zierblumen aus den Beeten für die heimische Vase, die Nutzung des Parks als Mülldeponie oder das Wettkacken frei galoppierender Monsterhunde muss verboten und kann auch unter Strafe gestellt werden. Alle anderen, die nach der neuen Parkordnung ein Bußgeld zu zahlen hätten, lasst gewähren: die Kita-Gruppe, die Blätter sammelt, den fußlahmen Rentner, der den Park nur noch per Fahrrad erleben kann, das Pärchen mit dem Picknickkorb, das auf der Wiese sitzt. Die Besucher, Herr Gauland, sind sich der Geschichte des Ortes durchaus bewusst, deshalb ist dieser Ort auch so beliebt.

Andreas Kübler, Potsdam

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