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Meinung: Wer ehrlich arbeitet, schädigt sich

„Politik will Mogeleien von Lehrern unterbinden/Vergleichsarbeiten: Thilo Sarrazin findet Zustimmung für den Vorschlag, Tests von schulfremden Pädagogen betreuen zu lassen“ vom 28. Oktober Es ist keineswegs ein Tabu, sondern nur allzu bekannt, dass es unfähige Lehrer gibt!

„Politik will Mogeleien von Lehrern unterbinden/Vergleichsarbeiten: Thilo Sarrazin findet Zustimmung für den Vorschlag, Tests von schulfremden Pädagogen betreuen zu lassen“ vom 28. Oktober

Es ist keineswegs ein Tabu, sondern nur allzu bekannt, dass es unfähige Lehrer gibt! Man wird sie aber nicht los! Vielleicht könnte Herr Sarrazin mal auf seinen Kollegen Zöllner einwirken, damit Kollegen, deren Unfähigkeit und Arbeitsunlust die Schule belasten, von ihrer Tätigkeit entbunden werden!

Das Problem steckt aber zum Teil woanders, nämlich in der irrigen Annahme, dass sich die Qualität eines Lehrers an den Leistungen seiner Schüler ablesen ließe. Der gleichen Illusion unterliegt ja auch die Schulverwaltung. Lehrer sollen jetzt „Output-orientiert“ arbeiten. So ein Unfug! Das Einzige, was ich verändern kann, ist doch mein eigenes Verhalten, mein eigener Unterricht. Was die Schüler daraus mitnehmen, ist noch immer ihre Sache, und leider ist die zitierte „Leistungsabgewandtheit“ bei Schülern (und Eltern!) weit verbreitet. Ich sage das, nebenbei bemerkt, als eine Lehrkraft am Gymnasium und Mutter zweier Söhne.

Marion Kind, Berlin-Heiligensee

Die Behauptung Sarrazins, einige Lehrer wollten durch Mogelei bei Vergleichsarbeiten ihre eigene Unfähigkeit kaschieren, ist eine Unverschämtheit. Vielmehr ist es das Ergebnis der Bildungspolitik der letzten mindestens dreißig Jahre, das Pädagogen dazu zwingt, zu solchen Methoden zu greifen.

Was bleibt ihnen übrig, wenn sie an manchen Schulen auf Schüler treffen, die der deutschen Sprache überwiegend nicht einmal in ihrer Grundstruktur mächtig sind? Auf welcher Niveauebene kann sich dann angesichts dieser Voraussetzungen der Unterricht bewegen? Und wie sollen Lehrer reagieren, wenn sie bei den dann zu erwartenden katastrophalen Ergebnissen von Prüfungsarbeiten anschließend von Politikern, Medienvertretern und Schulleitern, die bestrebt sind, ihre Schule nach außen hin als eine Art Potemkinsches Dorf der Seligkeit zu verkaufen, damit ihnen ja nicht die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr wegbrechen, als zu doof hingestellt werden, Unterricht geben zu können?

Wer da als Lehrer noch ehrlich arbeitet, der schädigt sich doch selbst!

Dr. Stefan Lorenz, Berlin-Rudow

Vom realen Schulalltag hat der Senator offenbar wenig Ahnung, von den Extrembedingungen in Berlin, nicht nur an sozialen Brennpunkten, schon gar nicht! Ein Minimum an Sozialverhalten geht vielen Jugendlichen ab! Berlin stattet die Schulen miserabel aus, Lehrer, die können, fliehen in Nachbarländer, Gleiches gilt für Familien; die Zustände sind zum Teil unhaltbar. Schuld daran ist die völlig verfehlte Schulpolitik des Senats bei einer ohnehin schwierigen Bevölkerungsstruktur, sind jedenfalls nicht Schulen oder gar die Lehrerschaft. Im Gegenteil: Diese werden mit allen politischen und gesellschaftlichen Defiziten alleingelassen. Lehrer dürfen nichts fordern, wenn dann die Schüler nichts können, sollen die Lehrer schuld sein. Das ist absurd! Das Ergebnis von Vergleichstests hängt ganz wesentlich von der Leistungswilligkeit und Leistungsfähigkeit, der Zusammensetzung der Schülerschaft ab. Auch ein Hitzfeld wäre mit Cottbus nicht Meister geworden. Ist das so schwer zu kapieren?

Dr. Gabriele Wurzel,

Wachtberg-Villiprott

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