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Meinung: Wo Abitur draufsteht, ist Abitur drin

„Abitur wird leichter / Berlins Schülern reichen bald 45 Prozent der Punkte / Kritiker befürchten eine Abwertung des Abschlusses“ von Sebastian Leber vom 22. August Mit 95 Prozent statt 100 Prozent der möglichen Leistungen bereits die Note „Eins plus“, mit 45 Prozent statt 50 Prozent bereits ein „Ausreichend“: das ist kein Ausverkauf, sondern eine vernünftige und überfällige Regelung.

„Abitur wird leichter / Berlins Schülern

reichen bald 45 Prozent der Punkte /

Kritiker befürchten eine Abwertung

des Abschlusses“ von Sebastian Leber

vom 22. August

Mit 95 Prozent statt 100 Prozent der möglichen Leistungen bereits die Note „Eins plus“, mit 45 Prozent statt 50 Prozent bereits ein „Ausreichend“: das ist kein Ausverkauf, sondern eine vernünftige und überfällige Regelung.

Erstens beseitigt sie endlich eine Ungleichheit im Berliner System: Dieser Maßstab wird nämlich schon längst angewendet – allerdings in Mathematik, aber zum Beispiel nicht in Deutsch oder den Fremdsprachen. Diese juristisch und pädagogisch heikle Ungerechtigkeit ist nunmehr beendet wordet.

Zweitens: die angeblich so „harten“ und „anspruchsvollen“ Bundesländer im Süden der Republik nutzen Stellschrauben, die weniger offensichtlich sind, um nettere Ergebnisse zu erzielen. Ein Beispiel: Wo Berliner Schülern im Fach Latein ein ganzer Fehler angestrichen wird, ist dies in Baden-Württemberg oft nur ein halber. Es ist leicht auszurechnen, in welchem Bundesland schwerer oder leichter die „Eins“ zu erreichen ist.

Drittens: Die Berliner Zentralabiturien haben endlich gezeigt, was Insider schon immer wussten: dass das Niveau des Berliner Abiturs ausgezeichnet ist. Wenn es in Gefahr ist, dann nicht deswegen, weil ein neuer einheitlicher Maßstab gefunden wurde, sondern weil ein Zentralabitur automatisch zu weniger „tiefen“ und weniger „problemorientierten“ Lösungen führt.

Der Grund dafür, dass das Berliner Abitur eine bessere Durchschnittsnote erreicht hat, ist nicht die „95-ProzentRegelung“, sondern die neue, von den Kandidaten – manchmal von kundigen Eltern – ausgiebig vorbereitete „Präsentationsprüfung“, für die es ganz unvermeidlich Noten im oberen Bereich gibt.

Im Übrigen kann Berlin sehr stolz darauf sein, dass es 40 Prozent eines Schülerjahrganges zum Abitur bringt – das ist spitze in Deutschland. Es wäre schön, wenn Bildungspolitiker diese Leistung unserer Lehrerschaft einmal laut anerkennen würden, statt wie Herr Zillich, der schulpolitische Sprecher der Linkspartei, maulend auf die Abiturquote von 80 Prozent in anderen Ländern der Welt zu verweisen. Der Unterschied ist: in Deutschland ist meist auch Abitur drin, wo „Abitur“ draufsteht.

Dr. Hinrich Lühmann,

Berlin-Frohnau

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