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Meinung: Zwei Stunden für zwei Fahrkarten

Betr.: „Alles auf eine Karte“ vom 1.

Betr.: „Alles auf eine Karte“ vom 1. Juli 2003

Die geharnischte Kritik von Organisationen und Kunden der Bahn auf deren Preis und Strukturreform scheint die ersten Früchte zu tragen. Als Vielfahrer der Bahn bemängele ich seit langem den Verwaltungsaufwand für die Ausstellung von Fahrkarten. Wenn jedoch das Personal fast zwei Stunden braucht, bis mir eine Fahrkarte zu meinem Urlaubsort ausgedruckt wird, hätte ich diesen Vorfall gern für die verantwortlichen Tarifstrategen als abschreckendes Beispiel festgehalten.

Man nehme: Eine Person mit alter Bahn-Card und eine Person mit neuer Bahn-Card, die zusammen mit Fahrradtransport auf einer Nordseeinsel Urlaub machen wollen. Um den möglichst hohen Rabatt auszunutzen, wird der Frühbucherzeitraum eingehalten und die Wochenendbindung gewählt. Die ersten zehn Minuten vergehen, damit die günstigste Alternative ausgesucht wird, ohne eine einzige Reservierung oder Fahrkarte zu besitzen. Nach weiteren 20 Minuten wurde endlich die Hinfahrt gemanagt. Doch für die Rückfahrt zeigte der Computer keine freien Plätze mehr an. Außerdem hatte die Bahn das Rabatt-Kontingent der hochfrequentierten Verbindungen geschickterweise so stark gemindert, dass es auch keine preisgünstigen Fahrkarten zum Plan- und Spartarif mehr gab. Mein Wunsch war nur noch, überhaupt eine Fahrmöglichkeit zu bekommen. Nach einer Stunde und zehn Minuten war dieser in Erfüllung gegangen. Es fehlen aber noch weitere fünfzig Minuten Bearbeitung. Bei der Fahrkartenkontrolle stellte ich fest, dass die gesamte Rückfahrt nur Regionalzüge enthielt, für die am Wochenende der Wochenendtarif die preisgünstigere Variante darstellt. Kurz und gut: Die Fahrkarten mussten storniert, die Reservierungen aufgehoben werden. Wir waren wieder am Anfang angelangt.

Manfred Herz, Berlin-Kreuzberg

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