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Anwohner Arno Pluschke teilt die jetzige Kritik am Myfest

© Arno Pluschke

Lesermeinung zum Myfest: Kleine Änderungen zum entspannten feiern

Sicherheitskonzept und Müllprobleme. Es gab viel Kritik am Myfest. Tagesspiegel-Leser Arno Pluschke wendet sich mit Änderungsmöglichkeiten direkt an Sascha Langenbach, Sprecher von Friedrichshain-Kreuzberg.

Sehr geehrter Herr Langenbach,

als langjähriger Kreuzberger (ich bin Februar 1969 in die Muskauer gezogen, 1975 kam meine Frau und seit 1978 wohnen wir am Lausitzer Platz) besuchen wir selbstverständlich auch das Myfest - von Anbeginn an.

Die jetzt aufgetretene Diskussion über das Anwachsen des Festes und die Konzentration der Festteilnehmer in einigen Festbereichen ist für mich voll nachvollziehbar; diesmal haben meine Frau und ich zeitweilig in einer Menschenmasse gestanden ohne vorwärts und schon gar nicht rückwärts zu kommen.
Nachvollziehbar ist auch, dass Anwohner genervt sind - aber ich sage immer: Es ist ja nur ein Tag! Andererseits finde ich, der die "andere" Kreuzberger Zeit mit er- und durchlebt hat, als der Stadtteil total vernachlässigte "Sackgasse" war, das Treiben jetzt richtig schön, auch wenn es nervig ist. Deshalb sind die Diskussionsansätze, dem Fest mehr Raum zu geben und die Sicherheit zu verbessern weitaus sinnvoller, als an eine Verlagerung nach „jwd“ oder ein Absagen herum zu überlegen. Ich habe mir Gedanken über Änderungsmöglichkeiten gemacht, die ich kurz erläutern möchte.

Toiletten

Wo viel gefeiert und getrunken wird, müssen auch viele mal müssen. Warteschlangen in Restaurants und Galerien pinkelnder Männer an den Büschen im und am Görlitzer müssen nicht sein, wenn viele Toilettencontainer zur Verfügung stehen würden. Diese könnten durchaus auch privat betrieben werden. Vielleicht lässt bei diesen Anlässen die Aufstellgenehmigung ohne Sondernutzungsgebühr erteilen. Die Standorte sollten an Hand der "Wanderungsströme", der optimalen Erreichbarkeiten, der geringstmöglichen Behinderungen und einer zurückhaltenden optischen Präsenz ausgewählt werden.

Musikbühnen

Die großen aber auch kleineren Musikbühnen bilden große und zum Mittanzen/-singen anregende und unverzichtbare Anlaufstellen. Hier staut es sich schnell und für Andere ist ein Weiterkommen dann mitunter unmöglich. Dies gilt insbesondere auch für Sicherheitskräfte und Sanitäter. Die Bühnen sollten deshalb grundsätzlich nur auf größeren Plätzen mit Ausweichmöglichkeiten und nicht in engen Straßen aufgestellt werden dürfen - dazu gehört auch die Bühne an der Oranienstraße. Diese könnte man eventuell auf den Mittelstreifen unter der U-Bahntrasse an der Skalitzer Straße / Oranienstraße verlegen. Auf dem Heinrichplatz, am Mariannenplatz und auf dem Platz vor der Thomaskirche, auf dem Oranienplatz und auch auf den Lausitzer Platz gäbe es sicher weitere geeignete Standplätze. Und wenn man über die räumliche Erweiterung des Fest-Bereichs nachdenkt, kämen noch etliche Standorte für große Bühnen hinzu.

Müllcontainer

Es ist ganz auffällig, das ein offenbar großer Teil der Festbesucher gern seinen Müll an dafür vorgesehenen Plätzen hinterlassen würde. Zu sehen und nachzuvollziehen ist dies an den kleinen Abfallbehälter am Straßenrand, die in kurzer Zeit übervoll sind und an denen sich die Abfälle "stapeln". Ich bin mir sicher, dass ein Großteil des Abfalls in dafür vorgesehenen Sammelbehälter entsorgt werden würde, wenn diese in großer Zahl zur Verfügung stehen würden. Aus den leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit sollten diese allerdings stabile Metallbehälter sein.

Es gibt sicher noch mehrere kleine organisatorische Abhilfen, die zu einer entspannteren Lage beitragen würden, ohne großartig sichtbar und fühlbar zu werden. Keinesfalls sollte aber durch zu starke Eingriffe oder Reglementierungen der Charakter des Myfestes kaputt gemacht werden.

Auf ein weiterhin lebendiges, freudiges, (kulturell)vielfältiges und damit herrlich lebenswertes Kreuzberg - mein SO 36.

Arno Pluschke

Lausitzer Platz am 1. Mai
Lausitzer Platz am 1. Mai

© Arno Pluschke

Arno Pluschke

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