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Letzte Warnung: Die Finanzbranche muss reguliert werden

Die Dubai-Pleite zeigt: Die Bändigung der Finanzbranche wird immer dringender. Das System ist nach wie vor höchst instabil.

Ein Staatskonzern in Dubai bittet seine Gläubiger um Zahlungsaufschub – und schon verbreitet sich erneut Panik an den Finanzmärkten. Die Aktienkurse fallen europaweit, der Dollar rutscht weiter ab und sogar Bundesanleihen verlieren an Wert, gerade so, als ob die Zahlungsfähigkeit des deutschen Staates infrage stünde.

Gemessen an der Verschuldung des fernen Emirats am Golf in Höhe von 80 Milliarden Dollar erscheint die Reaktion maßlos übertrieben. Im Ozean der globalen Kapitalmärkte sind die drohenden Verluste in Dubai kaum mehr als ein paar Tropfen. Auf den Nahen und Mittleren Osten entfallen lediglich zwei Prozent aller ausstehenden Kredite des europäischen Bankensektors, mahnten stellvertretend für ihre Branche die Analysten der Schweizer Großbank Credit Suisse. Und Dubai stellt davon nur einen Bruchteil.

Dass Investoren dennoch Wertpapiere aller Art auf den Markt werfen, zeigt vor allem eines: Das Finanzsystem ist nach wie vor höchst instabil. Wo jahrelang trotz vieler Warnungen die Zuversicht herrschte, dass schon alles gut gehen wird, gilt nun das Gegenteil. Die Angst vor der nächsten Kettenreaktion aus platzenden Spekulationsblasen und folgenden Bankpleiten lauert hinter jedem Anlass.

Die Gründe für diese Unsicherheit sind leicht auszumachen. Alle bisher erreichte Stabilisierung beruht auf den Stützungskrediten der Zentralbanken und den schuldenfinanzierten Programmen zur Bankenrettung. Allein die Banken der Eurozone haben sich mehr als 600 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank zum Billigzins von einem Prozent geliehen. Gleichzeitig haben sie nach Schätzung des Internationalen Währungsfonds aber nicht einmal die Hälfte der erwarteten Verluste in Höhe von ebenfalls rund 600 Milliarden Euro abgeschrieben.

Immer dringender wird daher, dass die Regierungen die Schrumpfung der aufgeblähten Finanzbranche mit Macht vorantreiben. Denn bisher ist davon nur wenig zu erkennen. Ob in Großbritannien, Spanien oder Deutschland: In den meisten Krisenländern halten die Finanzministerien mit dem Geld der Steuerzahler im Grunde insolvente Banken am Leben, für die es keinen Markt gibt, allen voran die deutschen Landesbanken von der HSH Nordbank bis zur Bayern LB.

Noch schlechter steht es um die vielfach versprochene Begrenzung der Spekulation auf Kredit. Nach wie vor können Großbanken und die von ihnen finanzierten Fonds mit fast unbegrenzten Kredithebeln operieren. Anstatt günstige Kredite für die reale Wirtschaft zu fördern, fließen die Milliardenhilfen der Notenbanken an die Börsen, wo die Kurse für Rohstoffe und Aktien schon wieder unrealistische Werte erreichen. Gleichzeitig gelingt es der Finanzlobby in Brüssel und Washington, die Reformen aufzuschieben oder bis zur Unwirksamkeit zu verwässern.

Die Politik müsse „den Mut haben, etwas zu machen, was nicht sofort den Beifall der weltweiten Banken findet“, mahnt Kanzlerin Angela Merkel. Nun gilt es, damit Ernst zu machen. Womöglich war Dubai die letzte Warnung.

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