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Meinung: Letzter Halt Rassismus

Präsident Mugabe hat Simbabwe heruntergewirtschaftet. Und nutzt die weißen Farmer als Sündenbock

Von Stephanie Nannen

Der Rassismus im südlichen Afrika hat die Farbe gewechselt: Hoffnung ist das Einzige, an das sich die weißen Farmer noch klammern können. Ihre Ländereien gehören ihnen nicht mehr. Vor anderthalb Monaten war ihnen unter Androhung hoher Haftstrafen verboten worden, die Felder zu bewirtschaften. Sie leben in Angst vor Überfällen, vor rassistischen Übergriffen. Nein, es ist nicht die an der Armutsgrenze lebende schwarze Landbevölkerung, die in Simbabwe um Leben und Existenz bangt. Die 2900 weißen Bauern sind es.

Das von Präsident Robert Mugabe gesetzte Ultimatum zur Räumung der enteigneten Farmen läuft heute Nacht um zwölf Uhr aus. Was dann passiert, ist ungewiss. Mugabe wird das innen- wie außenpolitische Risiko, das eine gewaltsame Vertreibung der Farmer mit sich bringt, wohl nicht eingehen. Glaubwürdig klingt Vize-Präsident Joseph Msika indes nicht, wenn er plötzlich eine erfolgreiche, gemeinsame Zukunft von Weißen und Schwarzen verspricht. Mugabe, der Freiheitskämpfer im Unabhängigkeitskrieg, hat das beim Amtsantritt 1980 auch gesagt.

Damals glaubten Weiße wie Schwarze dem Präsidenten, dass ein „Vergeben und Vergessen“ möglich wäre – ein faires, friedliches Zusammenleben. Seit zwei Jahren aber, seit Mugabe fürchten musste, bei der Wahl 2001 seinem Herausforderer Morgan Tsvangirai zu unterliegen, terrorisieren der Präsident und seine Häscher die Weißen in Simbabwe: Schlägerbanden foltern weiße Farmer, und schüchtern die schwarze Bevölkerung so ein, dass sie den rassistischen Anschlägen nichts entgegen setzen.

Es war nicht so sehr Mugabes Hass auf die Weißen, der ihn zu diesem Terror trieb. Er fürchtete die Opposition, die von den Farmern unterstützt wurde. Und so schuf der Präsident systematisch ein neues Feindbild. Er beschwor den Geist des Murenga, der vor gut hundert Jahren die Stammesführer und die schwarze Bevölkerung gegen die weißen Siedler aufhetzte, weil die angeblich an Dürre und Rinderpest Schuld trugen. Der „Erste Chimurenga“, der blutige Krieg im n Murengas, 1896, war ein Krieg gegen die Weißen. Und Mugabe führt ihn weiter.

Der Präsident braucht einen Sündenbock für die Fehler, die er selbst in den 22 Jahren Regierungszeit gemacht hatte, denn Simbabwe ist wirtschaftlich am Ende. Sollen doch die Weißen die Schuld an der Hungersnot im Land tragen. Die weiße Minderheit, so sagte Robert Mugabe, sei der Feind des Staates, sie verdiene es, dass man Sie erschießt und ihre Kadaver anschließend Hunden und Geiern vorwirft. Der internationalen Gemeinschaft, also dem „weißen Westen“ unterstellt er im Gegenzug Rassismus, weil sie angesichts des Terrors Sanktionen über Simbabwe verhängte. Dabei gab es nie einen Zweifel, nicht mal bei der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien, dass eine detailliert geplante, rechtmäßige Landreform mit Millionensummen unterstützt würde.

Es gibt ihn, den schwarzen Rassismus in Simbabwe. Er entspringt dem alternden Hirn des Präsidenten und findet Umsetzung durch seine Handlanger. Aber Rassismus und eine Trennung zwischen Schwarz und Weiß sind nicht die Krankheit, an der das Land leidet. Das Geschwür heißt Mugabe, der als korrupter, skrupelloser, ja terroristischer Herrscher keinen Plan für eine Zukunft des Landes hat und sich mit allen Mitteln an die Macht klammert. Dass er geht, ist die einzige Hoffnung – für Weiße und Schwarze.

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