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Meinung: Lieber Wladimir

NACH DER WAHL IN RUSSLAND

Unterschiedlicher hätten die Reaktionen auf die Wahl in Russland kaum sein können. USAußenminister Colin Powell kritisierte ungewöhnlich deutlich, die Konkurrenten von Amtsinhaber Wladimir Putin hätten keinen ausreichenden Zugang zu den Medien gehabt. Das hatten auch die Wahlbeobachter von OSZE und Europarat bemängelt. Bundeskanzler Gerhard Schröder dagegen schrieb einen überaus freundlichen Brief an den „lieben Wladimir“ und gratulierte herzlich zu dem „eindrucksvollen“ Sieg. Man könnte meinen, Powell und Schröder sprächen über zwei völlig verschiedene Wahlen: Für den einen wurden demokratische Grundsätze eklatant verletzt. Für den anderen war das Ergebnis einfach nur ein toller Vertrauensbeweis der russischen Bevölkerung. In den kremlnahen Medien werden derartige Glückwünsche gern als Beweis dafür präsentiert, dass Putins Kurs internationale Unterstützung erfährt – und seine Kritiker isoliert sind. Eine solche Jubelbotschaft ist daher für Russlands ohnehin geschwächte demokratische Opposition ein Schlag ins Gesicht. Und der so gelobte Putin braucht sich mit den dringend notwendigen Reformen auch weiterhin nicht zu beeilen. vs

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