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Linke und Lafontaine: Der Mann des Westens

Oskar Lafontaine lässt sich vor den Delegierten in Rostock feiern. Dafür, dass er die Linke groß gemacht hat. Die Vereinigung ist ihm trotzdem nicht gelungen

Von Matthias Meisner

Geht er oder bleibt er? Auch an seinem letzten Tag als Parteivorsitzender hat sich Oskar Lafontaine absichtlich nicht festgelegt. Nur formal ist die Sache klar, seit der mächtigste Mann der Linken nach der Bundestagswahl im vergangenen Herbst erst den Verzicht auf den Vorsitz der Bundestagsfraktion und wenige Wochen später auch auf das Amt des Parteichefs erklärte. Aber praktisch?

Mit seiner letzten Rede im Amt hat Lafontaine seinen Genossen signalisiert, dass er sich politisch noch nicht außer Dienst gestellt sieht. Der neuen Führung hat er aufgegeben, unbeirrbar den von ihm vorgegebenen Kurs zu halten. Sich selbst gibt er auf, in diesem Sinne Aufpasser zu bleiben, was die einen in der Partei beruhigt und was die anderen als Bedrohung empfinden. Die PDS hatte sich der Saarländer vor fünf Jahren zur Beute gemacht, um es seiner alten Partei, der SPD, heimzuzahlen. Etappensiege errang er in Serie: Die Linke sitzt mit 76 Abgeordneten im Bundestag, außer in Bayern war sie bei allen Wahlen im Westen erfolgreich, am vergangenen Sonntag zog sie in Nordrhein-Westfalen in den 13. Landtag ein: Gleichstand mit den Grünen.

Lafontaine feiert vor den Delegierten in Rostock diesen Triumph, und er lässt sich selbst dafür feiern: Mit seinem ausgeprägten politischen Instinkt hatte er die Außenseiterchance für eine rot-rot-grüne Regierung prophezeit, nun müssen sich die Sozialdemokraten im größten Bundesland zähneknirschend mit den Linken an einen Tisch setzen, die sie im Wahlkampf noch als regierungsunfähig gescholten hatten. So ätzend, so radikal gefallen ihm seine Genossen: Im Westen sitzen seine eigentlichen Parteifreunde. Lafontaine hat die Linke groß gemacht, aber die Vereinigung ist ihm nicht gelungen, selbst wenn er die Linke in Rostock zur „Partei des demokratischen Sozialismus“, zur PDS also, verklärte. Ohne ihn ist das Hoch in Gefahr. Und weil er das weiß, geht er – nicht so richtig.

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