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Linker Strauß: Lafontaine enteignet sie alle

Der Strauß der Linken: Oskar Lafontaine ist - wie Strauß - ein charismatischer Redner, spricht die Leute frontal an und haut den Großen gerne aufs Maul. Das gefällt nicht nur im Bierzelt, sondern zeigt einmal mehr, dass sich Rechte und Linke am Rande durchaus treffen können.

Renate Köcher, die Chefin des Allensbacher Instituts für Demoskopie, hat gerade in München erklärt, dass die Linke, also die Partei Die Linke, den Leuten da draußen im Lande keine Angst mehr mache. Das ist bestimmt das schönste Geschenk für Partei- und Fraktionschef Oskar Lafontaine zum 65. Geburtstag. Sagt Köcher damit doch, dass es nicht reicht, ihn und Sahra Wagenknecht zu verteufeln. Denn wer hat Angst vor Verstaatlichungen oder Enteignungen?

Ja, der Wahlkampf – der jetzt in Bayern, später auch der im Bund – wird nicht so einfach werden. Wenn selbst ein Konservativer wie Peter Gauweiler, in dem einst Franz Josef Strauß das größte Talent der CSU nach sich sah, Lafontaine in der „Bild“-Zeitung vor Millionen für Grundsatzfestigkeit und Lauterkeit in den politischen Zielen rühmt. Oder Willy Wimmer von der CDU ihn lobt, der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär, von Kriegsgegner zu Kriegsgegner gewissermaßen. Alles Abweichler? Schon, bloß wichtiger ist: Es dokumentiert einmal mehr, dass sich Rechte und Linke am Rande durchaus treffen können. Wenn sie national denken, sowieso.

Und so kommt es dann zum Bild von Lafontaine als dem Strauß der Linken. Ganz falsch ist es nicht. Lafontaine ist, wie Strauß, ein charismatischer Redner; einer, der die Leute frontal anspricht, ihnen aufs Maul schaut, den Großen gern aufs Maul haut. Das gefällt in manchem Zelt. Selbst in der Physiognomie gibt es dabei Ähnlichkeiten. Dann, zum Zweiten, diese Parallele: Sie sind beide große Unzeitgemäße. Das macht sie interessant, wenn auch eher im Nachhinein.

Strauß wusste alles vorher oder nachher besser. Lafontaine so ähnlich. Er hat 1990, in seinem Kanzlerwahlkampf, und 1999 als Schatzkanzler Forderungen aufgestellt, die Jahre versetzt Wirklichkeit werden. Das allerdings will von seinen früheren Mitstreitern heute keiner so genau wissen: besser schweigen. Wofür einiges spricht, denn vielleicht ist es dann schneller vergessen. Für Lafontaine liegt darin im Übrigen ein Teil seiner Tragik in der Politik.

Sei’s drum, die Linke wächst unter seiner Führung, auch in Bayern, und mit einem Wortbruch von Andrea Ypsilanti in Hessen lässt sich von Seiten der SPD kein Wahlkampf gegen die Linke machen. Und wenn doch noch das SED-Vermögen auftauchte? Dann stiftete es Lafontaine wahrscheinlich dem Roten Kreuz; da stimmte dann immerhin die Farbe.

Der Kommunismus ist auch kein rechter Schrecken mehr. Wer von den Wählern weiß schon noch genau, was das ist, der Kommunismus? Welcher von den 1990 Geborenen? Welches Nachbarland taugt noch als warnendes Beispiel? Und überhaupt, wurde der Kommunismus nicht 1990 besiegt? Ja, ganz so einfach wird das mit dem Wahlkampf gegen Lafontaine nicht – wissen kluge Köpfe in der Union.

Auch die in der SPD? Die Frage bleibt, ob die, die jetzt an der Spitze stehen, dafür einen inhaltlichen Preis an die Linke zahlen müssen, die in ihrer Partei. So oder so, sie müssen die Linke fürchten.

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